Beim diesjährigen Kongress des Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB) unter dem Motto „Ökonomische Bildung konkret: Innovativ – nachhaltig – zukunftsfähig“ wird erneut deutlich: Die junge Generation fordert Entschlossenheit und Schnelligkeit bei der Stärkung der Wirtschafts- und Finanzbildung in den Schulen, um besser auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet zu sein. Aktuell tut sich etwas, zum Beispiel im Rahmen der vom Bundesfinanzministerium und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Finanzbildungsstrategie, zu der die OECD gerade ihre Empfehlungen ausgesprochen hat. Das Bündnis Ökonomische Bildung kritisiert dabei das schwermütige Zuständigkeitsballett zwischen Bund und Ländern und warnt: Ohne Einbeziehung der Schulen und der Mitarbeit der Länder wird die Finanzbildungsstrategie ihre Wirkung nicht entfalten können.
BÖB-Vorsitzende Verena von Hugo wertet die Initiative des Bundesbildungs-ministeriums und des Bundesfinanzministeriums zur Umsetzung einer nationalen Finanzbildungsstrategie als wichtigen Schritt hin zu einer besseren ökonomischen Allgemeinbildung, und fordert zudem die Einbeziehung der Schulen, wo frühzeitig, im geschützten Raum, frei von Werbung und Verkaufsabsichten, alle Menschen erreicht werden. Dazu ist die Unterstützung und Beteiligung der Länder, der Kultusministerien, gefragt: „Worauf warten wir noch? Junge Menschen fordern mehr Ökonomische Bildung, weil sie täglich spüren, wie entscheidend dieses Wissen für ihre Zukunft ist. Weil sie sich alleingelassen fühlen! Es ist höchste Zeit, dass die Länder aktiv werden und mitmachen. Ökonomische Bildung ist eine Schlüsselkompetenz für die Zukunft, die Basis für selbstbestimmte Entscheidungen, souveränes Handeln und auch ein Beitrag zu mentaler Gesundheit. Nur wenn alle mitmachen, können wir sicherstellen, dass Wirtschafts- und Finanzbildung alle erreicht, insbesondere diejenigen, die es am nötigsten haben – im Interesse der Einzelnen und der gesamten Gesellschaft„, so von Hugo.
Die junge Generation selbst – auf dem BÖB KONGRESS 2024 in Berlin vertreten durch Katharina Wimmer, Botschafterin der Stiftung Generationengerechtigkeit und Mitarbeiterin der Jugend-Enquete-Kommission, und Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz – plädiert für mehr Ökonomische Bildung in der Schule und sieht die Politik in der Pflicht, Kinder und Jugendliche bei der Gestaltung ihrer Zukunft entschiedener zu unterstützen.
„In meinem Alltag merke ich, dass das Bewusstsein für die Relevanz von Politik und Wirtschaft in der Jugend durchaus vorhanden ist und dass junge Menschen etwas verändern wollen. Hier sehe ich großes Potenzial, aber auch aktuelle Defizite. Besonders jetzt ist es wichtig, dass verschiedene Generationen einander zuhören und zusammenarbeiten“, so Katharina Wimmer.
„Bildung ist Zukunft. Gute Bildungspolitik ist daher die effektivste Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik. Dazu brauchen Schülerinnen und Schüler Fachwissen und Kompetenzen im Bereich Wirtschaft und Finanzen, um sowohl individuelle Mündigkeit und gesellschaftliche Teilhabe als auch lebenslange Chancengleichheit zu sichern“, so Fabian Schön.
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, betont die Bedeutung von Finanzbildung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt:
„Finanzielle Bildung ist der Grundstein für finanzielles Wohlergehen jedes Einzelnen und für gesellschaftlichen Wohlstand. Sie hat eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Zusammenhalts in der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, finanzielle Bildung auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen und evidenzbasierte Bildungsangebote zu schaffen. Gemeinsam mit dem Bundesfinanzministerium arbeiten wir an der Erstellung einer Finanzbildungsstrategie für Deutschland.“
Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin und 2. Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz, erklärt, dass diese die Ökonomische Bildung als wesentliches Element der Allgemeinbildung betrachtet:
„Ökonomische Bildung ist entscheidend, um unsere Schülerinnen und Schüler fit für das echte Leben zu machen. Sie hilft jungen Menschen, wichtige Entscheidungen mit Weitblick zu treffen – ob es um Handyverträge, Versicherungen oder den ersten Mietvertrag geht. Für die Kultusministerkonferenz ist diese Art von Bildung ein unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung. Unsere Empfehlung zur ‚Verbraucherbildung an Schulen‘ umfasst Themen wie den bewussten Umgang mit Geld und Finanzprodukten und die Vorsorge fürs Alter. In diesem Rahmen entwickeln die Schülerinnen und Schüler wichtige ökonomische Kompetenzen, die sie auf tragfähige Entscheidungen in ihrer Zukunft vorbereiten.“
Sven Winkler, Vorsitzender des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland, sieht Ökonomische Bildung als zentralen Bestandteil der Demokratiebildung, da sie jungen Menschen helfe, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen und die Zukunft der Gesellschaft mitzugestalten. Daher müsse ein einheitlicher Lehrplan für finanzielle Allgemeinbildung in deutschen Schulen Priorität haben:
„Ökonomische Bildung, insbesondere finanzielle Allgemeinbildung, ist nicht nur eine Frage der Wissensvermittlung – sie ist ein entscheidender Bestandteil der Demokratiebildung. Junge Menschen benötigen diese Kompetenzen, um eigenverantwortliche Entscheidungen treffen und ihre finanzielle Zukunft aktiv gestalten zu können. Ein einheitlicher Lehrplan für alle Schulstufen und Schulformen, der finanzielle Bildung in den Unterricht integriert, muss daher Priorität haben. Finanzielle Bildung ist letztlich gelebte Demokratie – sie befähigt unsere Jugend, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen.“
Mit Ökonomischer Bildung Demokratie stärken
Bildung und insbesondere Ökonomische Bildung spielen eine zentrale Rolle dabei, die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Sie trägt dazu bei, soziale Ungleichheiten abzubauen, sozialen Aufstieg zu ermöglichen, Generationen-, Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu fördern und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Der BÖB KONGRESS 2024 zeigt: Eine zukunftsfähige Bildung, die wirtschaftliche und finanzielle Kompetenzen vermittelt, ist entscheidend für die Stärkung unserer Demokratie und für eine faire und gerechte Gesellschaft.
Weitere Stimmen zum BÖB KONGRESS 2024:
Jürgen Böhm, Staatssekretär für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt:
„Zentrales Element zur Förderung von Ökonomischer Bildung ist die Implementierung eines Faches Wirtschaft in allen Schulformen der Sekundarstufen 1 und 2. Hierfür muss die Anpassung der jeweils geltenden Stundentafeln vorgenommen und entsprechende Stundenkontingente eingerichtet werden. Darüber hinaus ist die Ausbildung der Lehrkräfte so zu strukturieren, dass diese mit den notwendigen Voraussetzungen ausgestattet werden.“
Prof. Dr. Carmela Aprea, Direktorin des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim:
„Ökonomische Bildung für die Zukunft soll Menschen dazu befähigen, informierte und verantwortungsvolle Entscheidungen für ihr eigenes Leben zu treffen sowie aktiv und kritisch an der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft teilzunehmen. Dies umfasst auch Fähigkeiten und Haltungen wie Resilienz, Empathie und Verbundenheit. Eine so verstandene Ökonomische Bildung ist auch Politische Bildung.“
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