- Lufthansa europaweit mit höchster Stornierungsquote
- In Deutschland werden die meisten Flüge gestrichen
- Deutsche Flughäfen Spitzenreiter bei Flugstornierungen
Das Flugjahr 2024 hat die strukturellen Schwächen des europäischen Luftverkehrs deutlicher denn je offengelegt – mit Deutschland als zentralem Brennpunkt der Probleme. Das Verbraucherportal Flightright verzeichnete während des Jahres eine beispiellose Anzahl an Flugstornierungen und Verspätungen, die vor allem deutsche Airlines und Flughäfen betrafen. Wer die Gewinner und Verlierer des Jahres sind, erklärt Oskar de Felice, Leiter der Rechtsabteilung und Fluggastrechtsexperte bei Flightright. ( Download Übersicht)
„Es ist alarmierend, dass deutsche Flughäfen und Airlines auch in diesem Jahr die höchsten Stornierungsquoten in ganz Europa aufweisen. Die Ergebnisse sind ein klares Signal dafür, dass die deutsche Luftfahrt dringend an ihrer Krisenbewältigung arbeiten muss. Passagiere haben ein Recht auf Zuverlässigkeit, und es darf nicht sein, dass Reisende immer wieder als Leidtragende eines ineffizienten Systems zurückbleiben.„, sagt de Felice.
Dies betrifft vor allem die Lufthansa Group, die bereits Anfang des Jahres mit der höchsteneuropäischen Stornierungsquote für Schlagzeilen gesorgt hatte. „Trotz ihrer Position als Branchenführer in Deutschland scheint die Lufthansa Group nur langsam Fortschritte gemacht zu haben, wenn es um Zuverlässigkeit und die Zufriedenheit der Passagiere geht. Das Jahr startete sehr negativ. Zuletzt haben wir eine Verbesserung wahrgenommen. Wir hoffen, dass der eingeschlagene Weg bei der Lufthansa sich effektiv fortsetzt.“
Lufthansa Group verzeichnet höchste Stornierungsquoten
Insgesamt stachen die Airlines der Lufthansa Group im europaweiten Vergleich negativ hervor. Laut den aktuellen Daten von Flightright verzeichnete die Lufthansa mit 2,88 Prozent an stornierten Flügen die höchste Stornierungsquote in Europa. Dahinter folgt British Airways mit der zweitschlechtesten Stornierungsquote von 2,06 Prozent. Auf dem dritten Rang landete KLM mit 1,60 Prozent. Auf Platz vier und fünf landeten SWISS (1,45 %) und Eurowings (1,42 %). Somit stellt die Lufthansa Group drei der fünf Airlines mit den höchsten Stornierungsquoten. Fluggesellschaften wie TAP Portugal, Ryanair und Iberia zeigen jedoch, dass es auch anders geht, und überzeugen mit Stornierungsquoten von unter einem Prozent. Bei etwa einem Prozent an gestrichenen Flügen kann von einem normalen Durchschnitt gesprochen werden.
„Die Stornierungsquoten der Lufthansa Group sprechen Bände. Es ist offensichtlich, dass interne Probleme sowie der noch immer anhaltende Personalmangel zu einem enttäuschenden Serviceerlebnis bei Passagieren führen. Sie haben große Probleme, den Grundstandard an Servicequalität zu bieten, den Reisende verdienen. Die Lufthansa Group sollte hier dringend weiter nachjustieren und in die Zufriedenheit ihrer Kunden investieren„, so de Felice weiter.
Ländervergleich: Deutschland, Schweiz und Niederlande mit den meisten Flugausfällen
Auch in diesem Jahr waren etliche Flüge an europäischen Flughäfen verspätet oder sind ausgefallen. Europaweit ist fast jeder fünfte Flug (19,07 Prozent) mit einer Verspätung von mindestens 15 Minuten gestartet. Einerseits sind einige Ausfälle und Verspätungen auf außergewöhnliche Umstände wie Waldbrände und andere Naturkatastrophen zurückzuführen. Andererseits haben zahlreiche Streiks, insbesondere innerhalb der Lufthansa Group, europaweit und vor allem in Deutschland zu erheblichen Flugausfällen und Verzögerungen geführt. Deutschland belegte hier mit einer Stornierungsrate von 2,02 Prozent den ersten Platz. Mit einigem Abstand folgte die Schweiz mit 1,35 Prozent. Auf den dritten Rang schafften es die Niederlande (1,19 %). Bei den Verspätungen belegte Portugal mit 26,20 Prozent den ersten Platz, vor Griechenland (25,77 %) und der Schweiz mit 25,54 Prozent an verspäteten Abflügen.
De Felice: „Unser Ländervergleich zeigt deutlich, dass vor allem die DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) stark von Flugausfällen betroffen ist und dass erheblicher Handlungsbedarf für einen zuverlässigeren Flugverkehr besteht. Dass es besser geht, zeigen zum Beispiel Italien und Spanien, die ein ähnlich hohes Flugaufkommen wie Deutschland haben, prozentual aber 75 Prozent weniger Flüge stornieren.“
Vier deutsche Flughäfen unter den fünf schlechtesten in Europa
Auch die deutschen Flughäfen schneiden im europäischen Vergleich am schlechtesten ab und haben prozentual die meisten Stornierungen. Der Flughafen Frankfurt führt die Liste mit einer Stornierungsquote von 2,64 Prozent an. Dahinter folgen München (2,03 %) und Berlin (1,82 %). Vierter wurde London Heathrow mit einer Stornierungsquote von 1,42 Prozent. Auf dem fünften Platz landete Düsseldorf mit der gleichen Stornierungsquote bei weniger Abflügen als London Heathrow. Somit befinden sich vier der fünf Flughäfen mit den höchsten Stornierungsquoten in Deutschland.
„Es ist ein Armutszeugnis, dass vier der fünf Flughäfen mit den höchsten Stornierungsquoten aus Deutschland kommen. Die hohe Anzahl an Flugausfällen wirkt sich direkt auf die Reisepläne von Passagieren aus und führt zu Verzögerungen in der gesamten deutschen Luftfahrt. Es ist ein Hinweis darauf, dass sowohl Fluggesellschaften als auch Flughafenbetreiber vor erheblichen Herausforderungen stehen, die nicht nur auf externe Faktoren wie Wetterbedingungen, sondern auch auf interne Probleme wie Personalmangel und Arbeitskämpfe zurückzuführen sind.„, so de Felice.
Deutsche Airlines zahlen Entschädigungen unterschiedlich gut
Auffallend ist, dass das Zahlungsverhalten bei Entschädigungen für Flugprobleme bei deutschen Airlines stark variiert. Während Eurowings ein akzeptables Zahlungsverhalten zeigt, liegen Lufthansa und Condor nur im unteren Mittelfeld. Damit stellen sich die deutschen Airlines fast auf Augenhöhe mit Billigfliegern wie Ryanair, die prozentual in mehr Fällen, aber langsamer zahlen als die Lufthansa. Flightright ist dabei immer offen für Verbesserungen der Arbeitsprozesse, ohne dabei die Rechte unserer Kunden einzuschränken.
„Es gibt in der Tat Airlines, die sich außergerichtlich sehr kooperativ und gut verhalten. Aktuell sehen wir zum Beispiel ernsthafte Bemühungen der Lufthansa, die bis dato sehr schlechten Prozesse zu verbessern und dadurch unnötige gerichtliche Verfahren zu vermeiden. So kommen Kunden schneller an ihr Geld, die Gerichte werden entlastet und die Airlines sparen sich die Gerichtskosten. Mit wenigen Ausnahmen muss man aber leider sagen, dass aus unserer Erfahrung Airlines erst bereit sind, außergerichtlich kooperativ zu sein, nachdem wir in vielen gerichtlichen Verfahren gewonnen haben„, sagt de Felice abschließend. Nähere Informationen dazu sind auch im aktuellen Flightright-Index zu finden.
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Lena Knoblauch
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