Das vielversprechende Projekt Catena-X soll den Datenaustausch entlang der gesamten Lieferkette in der Automobilindustrie revolutionieren. Doch bleibt die Frage: Wird diese ambitionierte Vision Realität werden? Eine aktuelle Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint hat es untersucht.
Die Automobilindustrie steht inmitten tiefgreifender Veränderungen, geprägt von Digitalisierung, technologischen Umbrüchen und einem steigenden Effizienz- und Wettbewerbsdruck. In diesem Kontext gewinnt das Konzept der Datenökosysteme zunehmend an Bedeutung. Mit Catena-X, einem von der Bundesregierung geförderten Projekt, soll ein nahtloser Datenaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglicht und eine Grundlage für eine neue Ära der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit geschaffen werden.
Obwohl Catena-X inzwischen live ist und zahlreiche Pilotprojekte laufen, stellt die flächendeckende Implementierung nach wie vor eine Herausforderung dar. Die Frage bleibt: Kann die ambitionierte Vision einer unternehmensübergreifenden Vernetzung Realität werden? Und sind genügend Akteure bereit, die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen?
In ihrer neusten Studie stellt die Management- und Technologieberatung BearingPoint eine Analyse der aktuellen Situation rund um Catena-X vor. Dabei wird beleuchtet, wie Branchenvertreter die Relevanz des Datenökosystems einschätzen und welche Treiber sie zur Teilnahme motivieren. Zudem werden die bestehenden Herausforderungen thematisiert, die auf dem Weg zu vollständig vernetzten und transparenten Lieferketten überwunden werden müssen.
Wachsende Relevanz von Catena-X für die Automobilindustrie
Die aus dem Förderprojekt der Bundesregierung hervorgegangene Catena-X-Initiative gewinnt in der Automobilbranche zunehmend an Bedeutung. Eine Mehrheit der Befragten (79 Prozent) erwartet, dass das Datenökosystem in den nächsten drei Jahren erheblichen Einfluss auf die Effizienz und Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette haben wird. Wichtige Treiber sind der Wunsch nach besserer Vernetzung innerhalb von Lieferketten, regulatorische Vorgaben und die Notwendigkeit, Kundenanforderungen zu erfüllen. Diese Einschätzung untermauert das Vertrauen in Catena-X als zukunftsweisendes Modell.
Die Ergebnisse zeigen, dass der verbesserte Datenaustausch als größter Vorteil von Catena-X betrachtet wird: 79 Prozent der Befragten sehen hierin eine entscheidende Stärke. Rund 38 Prozent erwarten, dass Catena-X ihrem Unternehmen einen erheblichen Vorteil verschaffen kann, während 22 Prozent der Befragten einen leichten Vorteil annehmen.
Herausforderungen beim Aufbau der notwendigen Expertise
Zwischen der Relevanz-Einschätzung und der heutigen Realität besteht eine deutliche Diskrepanz. Dies gilt vor allem auch beim Zugang zu qualifizierten Fachkräften. Der Markt für Expertinnen und Experten mit spezifischem Catena-X-Wissen ist derzeit stark begrenzt, was die Verfügbarkeit solcher Fachkräfte zu einer zentralen Hürde macht. 61 Prozent der Befragten sehen den Mangel an Expert:innen als entscheidenden Engpass für die Umsetzung von Catena-X-Projekten.
Die Suche nach qualifizierten Catena-X-Expert:innen wird als schwierig und zeitaufwendig empfunden: Fast die Hälfte der Befragten schätzt den damit verbundenen Aufwand als erheblich ein. Zudem sehen ein Viertel unzureichende Weiterbildungsmöglichkeiten für bestehende Mitarbeiter:innen als Problem, was den Bedarf an internem Kompetenzaufbau verdeutlicht. Diese Zahlen unterstreichen, dass der Fachkräftemangel für viele Unternehmen eine zentrale Herausforderung darstellt.
Datensouveränität als Schlüsselfaktor für Vertrauen
Das Prinzip der Datensouveränität ist ein grundlegendes Konzept von Catena-X und stellt sicher, dass Unternehmen die volle Kontrolle über ihre Daten behalten. Anders als bei zentralisierten Datenplattformen gibt es bei Catena-X keinen zentralen „Datentopf“, in dem unzählige Daten gespeichert werden. Stattdessen wird ein dezentrales Modell verfolgt, bei dem Daten nur zwischen den beteiligten Partnern direkt ausgetauscht werden. Dies ermöglicht es den Unternehmen, selbst zu bestimmen, welche Informationen sie teilen und mit wem – ein wichtiger Aspekt für den Schutz sensibler Daten und die Gewährleistung von Datensicherheit.
Die Umfrageergebnisse belegen, dass das Modell von einer klaren Mehrheit der Befragten positiv wahrgenommen wird. Insgesamt 92 Prozent der Teilnehmenden geben an, sich im Catena-X-Netzwerk „sicher“ zu fühlen oder keine Bedenken bezüglich der Datensicherheit zu haben. Dieses hohe Maß an Vertrauen ist ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz von Catena-X und hebt die starke Wahrnehmung der Sicherheit der Datenaustauschprozesse hervor.
Einsatzgebiete mit Fokus auf Transparenz, Nachhaltigkeit und Datenaustausch
Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass die Rückverfolgbarkeit von Bauteilen entlang der Lieferkette von den Befragten als das wichtigste Einsatzgebiet für Catena-X eingeschätzt wird. Eine größtmögliche Transparenz ist hier entscheidend, um im Falle von Rückrufaktionen defekte Bauteile exakt eingrenzen zu können und schnell handlungsfähig zu sein. Auch der zunehmende regulatorische Druck zur Dekarbonisierung und zur transparenten Darstellung des CO2-Fußabdrucks über die gesamte Lieferkette zeigt Wirkung und wird als zweitwichtigstes Einsatzgebiet von den Befragten eingestuft. In diesem Kontext spielt auch das ESG-Reporting laut Umfrageteilnehmenden eine entscheidende Rolle. Insgesamt liegt der Fokus somit auf Transparenz, Nachhaltigkeit und einem effizienten Datenaustausch.
Christoph Landgrebe, Partner bei BearingPoint, resümiert: „Catena-X eröffnet in zahlreichen Einsatzgebieten bedeutende Digitalisierungspotenziale, die zu mehr Transparenz, Effizienz und Resilienz in Lieferketten beitragen können. Dennoch besteht derzeit Unsicherheit über den konkreten Nutzen für einzelne Unternehmen. Der Erfolg von Catena-X ist eng mit den spezifischen Nutzenpotenzialen der Unternehmen verknüpft, die von diesen jedoch oft noch nicht ausreichend erkannt werden. Die Umfrageergebnisse zeigen aber, dass jedes Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette die Möglichkeit hat, von den vielfältigen Einsatzgebieten von Catena-X zu profitieren. Um auf die Einführung von Catena-X vorbereitet zu sein, sollten Unternehmen jetzt die notwendigen Voraussetzungen schaffen, darunter den Start von Proof-of-Concept-Projekten und das Vorantreiben der grundlegenden Konnektivität zum Datenökosystem. Durch diese proaktiven Maßnahmen können Unternehmen aktiv zur Gestaltung der Zukunft ihrer Branche beitragen. Der Erfolg von Catena-X wird maßgeblich davon abhängen, ob Automobilhersteller die Implementierung und Konnektivität engagiert vorantreiben und von ihren Partnern einfordern. Nur durch entschlossenes Handeln und enge Zusammenarbeit lässt sich das volle Potenzial von Catena-X ausschöpfen.“
Über die Studie
Die Daten der vorliegenden Analyse wurde im Rahmen einer empirischen Umfrage zwischen Juli und August 2024 erhoben. Insgesamt haben über 100 Beschäftige aus diversen Unternehmen und Fachbereichen entlang der Wertschöpfungsnetzwerke der Automobilindustrie teilgenommen.
Die Umfrage zog insbesondere Personen an, die schon mit dem Thema Catena-X vertraut waren. So kannten 72 Prozent der Befragten Catena-X bereits, was darauf hinweist, dass die Gruppe der Teilnehmenden nicht repräsentativ ist. Diese Tatsache wurde bei der Analyse und Bewertung der Ergebnisse entsprechend berücksichtigt.
Die vollständige Studie ist unter folgendem Link verfügbar: https://ots.de/OSKtEj
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