Vielfach unbeachtet von der Öffentlichkeit findet im Sudan die größte Vertreibungskrise weltweit statt. Sie ist zugleich die größte weltweite Hungerkrise. Das geben die SOS-Kinderdörfer bekannt. Mehr als fünf Millionen Kinder sind auf der Flucht. Seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als eineinhalb Jahren wurden unzählige Menschen getötet und verletzt und Dörfer zerstört. Limia Ahmed, stellvertretende Leiterin der SOS-Kinderdörfer im Sudan, sagt: „Viele der Kinder haben ihre ganze Familie verloren und sind allein unterwegs. Sie leben in permanenter Angst, psychische Probleme nehmen massiv zu.“ Auf der Flucht werden Kinder leicht Opfer von Ausbeutung und Missbrauch und laufen Gefahr, von bewaffneten Banden zwangsrekrutiert zu werden.
Je länger der Krieg dauere, desto dramatischer werde auch die Versorgungslage. „Wir erleben die schwerste Hungerkrise seit 20 Jahren. In den überfüllten Lagern gehen die Lebensmittel aus. Immer mehr Kinder leiden an Unterernährung“, sagt Ahmed. Nach Schätzungen seien etwa 730.000 Kinder so schwer mangelernährt, dass akute Lebensgefahr bestehe. Es fehle außerdem an sauberem Wasser, Hygieneartikeln und Medikamenten, sodass sich schnell Krankheiten ausbreiten. Kinder seien von Cholera, Malaria und anderen Krankheiten bedroht. Die humanitäre Hilfe reiche bei weitem nicht aus, insbesondere in den umkämpften Gebieten sei es nur schwer möglich, Unterstützung zu leisten.
SOS-Kinderdorf Khatum von bewaffneten Truppen besetzt
Das Team der SOS-Kinderdörfer im Sudan unterstützt Kinder und Familien vielfältig. Dabei war die Hilfsorganisation bereits kurz nach Ausbruch des Krieges selbst unmittelbar von den Auseinandersetzungen betroffen. Das SOS-Kinderdorf in der Hauptstadt Khartum wurde von bewaffneten Truppen besetzt. Ahmed sagt: „Sämtliche Kinder und Betreuende mussten ihr Zuhause verlassen. Aber es gibt keine sicheren Orte für sie: Die Kampfhandlungen weiten sich immer wieder auf neue Regionen aus. Unsere Kinder und Jugendlichen mussten bereits mehrfach fliehen. Wir tun unser Bestes, um ihnen Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln, aber das ist nicht leicht. Sie haben das Gefühl, dass nichts mehr Bestand hat.“
Ahmed fordert die Weltöffentlichkeit auf, die humanitäre Hilfe dringend zu erhöhen. „Wir können einen Unterschied machen und Kinder retten, wenn wir mehr Ressourcen haben. Wir brauchen dringend mehr Lebensmittel, Wasser, Medikamente und müssen die Schutzmaßnahmen für Kinder erhöhen.“ Zudem brauche das Land internationale Fürsprecher, die sich um Frieden und Stabilität bemühen. „Nur, wenn im Sudan Frieden herrscht, haben die Kinder wirklich eine Chance.“
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Boris Breyer
Pressesprecher SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 0160 – 984 723 45
E-Mail: boris.breyer@sos-kd.org
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