Es sind Geschichten, die niemanden unberührt lassen. So wie die von Jenny Eifler: Im Alter von 14 Jahren hatte ihr Bruder einen Fahrradunfall, der zum Hirntod führte. Die Familie willigte in eine Organspende ein, mit dem Wunsch, diesem Schicksalsschlag einen Sinn abzugewinnen. Heute kamen in Halle (Saale) bei der zentralen Veranstaltung zum Dank an die Organspender viele Angehörige wie Jenny Eifler zusammen. Sie haben an die Menschen erinnert, die sie verloren und die nach ihrem Tod anderen Menschen ein Weiterleben ermöglicht haben. Die Veranstaltung will diese Form der Nächstenliebe in besonderer Weise würdigen und damit auch bundesweit ein Zeichen für mehr Wertschätzung, Dank und Anerkennung für Organspenderinnen und Organspender setzen, die über den Tod hinaus Leben gerettet haben.
Initiiert von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und unter der Schirmherrschaft von Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, MDB, fand die Veranstaltung inzwischen zum sechsten Mal in der Händelhalle in Halle (Saale) statt. Mit Baumpflanzungen und individuell gestalteten Erinnerungssteinen gedachten Angehörige aus ganz Deutschland ihren verstorbenen Familienmitgliedern.
Schirmherrin Sabine Dittmar fand bewegende Worte: „Die vielen hier in Halle versammelten Menschen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Die Angehörigen und Empfänger geben den Geschichten und Schicksalen ein Gesicht und zeigen eindrucksvoll, wie mittels der Organspende Lebensjahre, Hoffnung und Zuversicht geschenkt werden können.“
Organspende verbindet Schicksale
Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig es ist, die Angehörigen von Organspendern auch über die Spende hinaus weiter zu begleiten und ihnen eine Stimme zu geben. Viele tauschten sich in diesem Rahmen über Gedanken und Fragen aus, die sie nach der erfolgten Organspende beschäftigten. Auch Jenny Eifler hatte, über 20 Jahre nach der Spende, den Wunsch herauszufinden, wie es den Organempfängern heute geht. Die DSO konnte ihr mitteilen, dass die inzwischen 78-jährige Leberempfängerin immer noch mit dem gespendeten Organ lebt. Jenny Eifler hat das sehr berührt. „Ein Teil von meinem Bruder ist noch da, das stimmt. Aber durch den Unfall geschah noch mehr, er hat meinem Leben eine neue Richtung gegeben: Die Erkenntnis auch noch anderen Menschen helfen zu können, mit meiner Arbeit.“
Nach dem Unfall ihres Bruders wurde ihr klar, dass sie auf einer Intensivstation arbeiten wollte. Am 1. Oktober 1999 begann Jenny Eifler ihre Ausbildung und arbeitet nunmehr seit 22 Jahren als Intensivschwester in einem Krankenhaus. In dieser Zeit hat sie selbst Familien von Organspendern begleitet. „Ich habe nie ein Geheimnis aus meiner eigenen Geschichte gemacht und positive Erfahrungen damit gesammelt. Familien fühlen sich so verstanden und können die für sie richtige Entscheidung treffen.“
Auch für Dr. med. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, ist die Veranstaltung in Halle ein wichtiges und überregional bedeutendes Ereignis: „Organspende verbindet Schicksale. Sie verknüpft auf einzigartige Weise das Lebensende eines Menschen mit einem Neuanfang für die Organempfängerin oder den Organempfänger. Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr diese Menschen und ihre Familien unsere Wertschätzung verdienen. Mit dieser Veranstaltung wollen wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zu dieser persönlichen Wertschätzung leisten und insgesamt die gesellschaftliche Anerkennung der Organspenderinnen und Organspender in den Blickpunkt bringen und fördern.“
Um diese Kultur der Organspende weiter anzustoßen, findet die Dankesveranstaltung seit 2019 jährlich statt. Mit dabei waren auch transplantierte Menschen, die den Angehörigen bildhaft vor Augen führten, was für ein großes Geschenk eine Organspende bedeutet. Mehr als 30 Lebensjahre sind es durchschnittlich, die ein Spender den Empfängerinnen und Empfängern seiner Organe insgesamt schenkt.
Baumpflanzungen und Erinnerungssteine als Zeichen vor Ort
Die jährlichen Baumpflanzungen fanden im Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens nach der Festveranstaltung statt. In diesem Jahr sind 3 Bäume dazu gekommen. PD Dr. med. Ana Paula Barreiros, Fachressortleiterin Angehörigenbetreuung der DSO, erklärt: „Der Park in Halle (Saale) ist seit 2008 eine Begegnungsstätte für die Menschen, die das Thema Organspende verbindet. Die gepflanzten Bäume stehen dabei symbolisch für die verstorbenen Organspenderinnen und Organspender.“ Inzwischen wurden dort 71 Bäume gepflanzt. Außerdem entstanden seit dem vergangenen Jahr über dreihundert individuell bemalte Erinnerungssteine. „Aus diesen Steinen soll demnächst ein dauerhaftes Kunstwerk gestaltet werden“, verrät Ana Paula Barreiros, die sich innerhalb der DSO mit einem bundesweiten Koordinatoren-Team um die zahlreichen Angebote zur Begleitung der Angehörigen auf dem Weg ihrer Trauer kümmert.
HINWEIS: Auf der Plattform www.dankesbriefe-organspende.de werden zeitnah Bilder vom Festakt sowie von den Baumpflanzungen und den Erinnerungssteinen im Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens abrufbar sein.
Weiterführende Informationen zum Thema Dankesbriefe und Angehörigenbetreuung finden Sie hier Deutsche Stiftung Organtransplantation Dankesbriefe von Transplantierten (dso.de) sowie Deutsche Stiftung Organtransplantation Pressematerial (dso.de)
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