Die Zahl der Kinder im Sudan, die mit schwerer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind, hat sich innerhalb von sechs Monaten fast verdoppelt. Inzwischen sind 16,4 Millionen Kinder im Sudan – rund drei Viertel aller Kinder im Land – von Hunger betroffen, warnt Save the Children nach der Veröffentlichung neuer Zahlen. Das sind fast doppelt so viele wie im Dezember, als noch 8,3 Millionen Kinder betroffen waren.
Nach einer neuen Analyse der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) Partnership, die weltweit Ernährungssituationen beobachtet und klassifiziert, sind diese Kinder von den drei schlimmsten Hunger-Kategorien auf der fünfstufigen Skala betroffen: „Krise, „Notfall“ und „Katastrophe“.
Der über ein Jahr andauernde bewaffnete Konflikt in den wichtigen Anbaugebieten Darfur, Kordofan, Khartum und Al Jazirah sowie Vertreibungen, Zugangsbeschränkungen für humanitäre Hilfe und fehlende Finanzmittel haben eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt ausgelöst. In 14 Regionen des Landes droht eine Hungersnot. 755.000 Menschen sind von katastrophalem Hunger (IPC-Stufe 5) bedroht, darunter 355.605 Kinder.
„Die Kornkammer des Sudans hat sich in den vergangenen 14 Monaten in ein Schlachtfeld verwandelt“, sagt Dr. Arif Noor, Länderdirektor von Save the Children im Sudan. „Hunderttausende Kinder, die es geschafft haben, diesen schrecklichen Konflikt zu überleben, sind nun vom Tod durch Hunger und Krankheiten bedroht. Wo bleibt die kollektive Empörung? Warum handelt niemand? Nur ein schnelles Eingreifen kann jetzt Leben retten.“
Die humanitäre Hilfe für den Sudan ist völlig unterfinanziert. Der UN-Hilfsplan für das Land über umgerechnet 2,5 Milliarden Euro ist nur zu 17 Prozent (435 Millionen Euro) gedeckt. Save the Children fordert einen sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen über ein dauerhaftes Friedensabkommen. In der Zwischenzeit drängt die Kinderrechtsorganisation auf eine schnelle Aufstockung der Hilfsgelder sowie einen sicheren, ungehinderten Zugang zu Zivilist*innen in Not. Lebenswichtige Infrastrukturen wie Märkte, landwirtschaftliche Flächen und Lagerhäuser müssen geschützt werden.
Save the Children ist seit 1983 im Sudan tätig und unterstützt Kinder und Familien im ganzen Land in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Bildung, Kinderschutz und Existenzsicherung. Außerdem ist die Kinderrechtsorganisation für Geflüchtete aus dem Sudan in Ägypten und im Südsudan im Einsatz.
Hinweise für die Redaktion:
- Die neuesten Ergebnisse zeigen eine drastische und rasante Verschlechterung der Ernährungssituation im Vergleich zum letzten IPC-Update vom Dezember 2023.
- Für seine Berechnungen zur Zahl der betroffenen Kinder hat Save the Children die UN-Daten zum Anteil der Kinder an der Bevölkerung des Sudan (47,1 Prozent) zugrunde gelegt.
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und
Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in
Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die
inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in
rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder
in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die
Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben
sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit
über 100 Jahren.