Für mehr als 400.000 Kinder, die durch die Angriffe im Libanon vertrieben wurden, spitzt sich die Lage zu. Der nahende Winter bringt kalte Temperaturen und in überfüllten Sammelunterkünften fehlen sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Heizmöglichkeiten. Ein erster Fall von Cholera wurde bereits gemeldet, außerdem Fälle von Krätze.
„Der Cholera-Fall hat uns alarmiert – aber nicht überrascht“, sagt Jennifer Moorehead, Länderdirektorin von Save the Children im Libanon. „Schon im vergangenen Jahr haben wir bemerkt, dass weniger geimpft wird. Tausende Kinder sind jetzt ungeschützt, auch gegen Krankheiten wie Masern, Meningitis und Hepatitis A. Wir sehen im Gazastreifen, wie sich die tödliche Kombination aus Massenvertreibungen, Angriffen auf das Gesundheitswesen, Nahrungs- und Wassermangel auf Kinder auswirkt. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich das wiederholt.“
Die Weltgesundheitsorganisation fürchtet, dass viele Vertriebene nicht gegen Cholera geimpft sind. Hinzu kommen Regen und kältere Temperaturen, die das Risiko für Atemwegserkrankungen erhöhen. Im Libanon leben derzeit geschätzte 190.000 Menschen in 1.094 Sammelunterkünften, zu denen umfunktionierte Schulen, Gemeindezentren oder andere öffentliche Einrichtungen gehören. Save the Children arbeitet in 194 der Einrichtungen.
Fatima wurde mit ihrem elfjährigen Kind aus dem Süden des Landes vertrieben und teilt sich nun mit acht Familien ein Klassenzimmer in einer Schule im Libanon-Gebirge. „Uns gehen lebenswichtige Medikamente für chronische Erkrankungen aus, vor allem für ältere Menschen. Der Winter kommt und wir brauchen warme Kleidung, Decken und Heizungen. Können Sie sich vorstellen, dass 30 Familien pro Stockwerk eine einzige Schultoilette ohne Dusche und warmes Wasser teilen? Um die Kinder zu waschen, müssen wir das Wasser in Plastikkanistern in die Sonne stellen. Diese Bedingungen sind unerträglich“, berichtet die 31-Jährige.
Rund 1,2 Millionen Menschen – jede fünfte Person im Libanon – ist auf der Flucht. Das Gesundheitssystem ist durch die israelischen Luftangriffe stark belastet. Fast die Hälfte aller Zentren für medizinische Grundversorgung in den betroffenen Gebieten sind geschlossen, elf Krankenhäuser mussten vollständig oder teilweise evakuiert werden. 28 Einrichtungen zur Wasserversorgung wurden beschädigt.
Save the Children ist seit 1953 im Libanon tätig. Im vergangenen Jahr hat die Kinderrechtsorganisation ihre Hilfe ausgeweitet und unterstützt vertriebene libanesische, syrische und palästinensische Kinder und Familien. Seit Oktober 2023 wurden rund 110.000 Menschen – darunter 47.000 Kindern – Decken, Matratzen, Kissen, Lebensmittelpakete, Wasser, Hygieneartikel und Bargeld zur Verfügung gestellt.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.
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