Der Menschenhandel in Deutschland trifft junge Frauen aus dem Ausland. Angela Fischer aus Berlin, Kontaktperson Anti Human Trafficking der Heilsarmee, wirft einen Blick hinter die Kulissen der Bordelle:
Es handelt sich oft um Frauen aus Osteuropa, für sie gibt es keine Reisebeschränkungen. Sie stammen meist aus ärmlichen Familien. Viele kommen aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Seit dem Krieg gibt es deutlich mehr ukrainische Frauen.
Wie werden diese Frauen nach Deutschland gelockt?
Die Menschenhändler werben mit einem guten Job, in der Gastronomie oder als Zimmermädchen. Vor allem Frauen vom Land greifen nach diesem Strohhalm. Sie lassen ihre Familien, oft auch ihre Kinder, in der Heimat zurück.
Besonders perfide ist die Loverboy-Methode. Hier täuschen die Menschenhändler eine Liebesbeziehung vor. Die Frauen gehen voller Vertrauen mit dem Mann nach Deutschland.
Was passiert mit den Frauen?
Sie landen in der Prostitution. Die Zuhälter kümmern sich um die Freier und kassieren das Geld. Die Frauen sind dem hilflos ausgeliefert. Vielen wird der Pass abgenommen, als Pfand für die „Reisekosten“. Hinzu kommen Drogen und Alkohol.
Warum fällt es den Frauen so schwer, sich an die Behörden zu wenden?
Die Frauen wissen oft gar nicht, wo sie sich aufhalten. Dann fehlt das Vertrauen zur Polizei, die in der Heimat oft korrupt ist. Und es gibt Drohungen: Wenn du zur Polizei gehst, leidet deine Familie. Und Sprachbarrieren spielen eine Rolle.
Die Heilsarmee ist international organisiert. Wie engagiert sie sich für diese Frauen?
Wir versuchen in Deutschland Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution zu helfen. In Hamburg sind wir im Rotlichtmilieu unterwegs. Als Mitglied des Bündnisses „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ fordern wir den Gesetzgeber auf, das Nordische Modell zu verfolgen. In Osteuropa setzen wir auf Aufklärung.
Pressekontakt:
Die Heilsarmee, Matthias Schwarz, Öffentlichkeitsarbeit, matthias.schwarz@heilsarmee.de, 0160 97 96 82 96