Die Diakonie Katastrophenhilfe fordert im Bundeshaushalt einen Richtungswechsel für die Humanitäre Hilfe. „Die Welt erlebt so viele bewaffnete Konflikte wie selten zuvor. Mit den geplanten massiven Kürzungen lässt die Bundesregierung Menschen in Not im Stich, statt Verantwortung zu zeigen“, sagte Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.
Die Diakonie Katastrophenhilfe kritisiert den geplanten Etat für Humanitäre Hilfe als schweren Schlag für Hilfsorganisationen und Menschen in Not. „Mehr als 120 Millionen Menschen weltweit sind derzeit auf der Flucht. Das ist ein schrecklicher Rekord“, sagte Pruin. Mit dem jetzigen Entwurf liegt das Budget für Humanitäre Hilfe unterhalb des Etats von 2016, doch die Zahl der Menschen, die weltweit humanitäre Hilfe benötigen, hat sich heute mit rund 300 Millionen Menschen mehr als verdoppelt.
Der Rückgang der Hilfsgelder ist bereits heute spürbar. „In Bangladesch sind wir gezwungen, unsere Hilfe für geflüchtete Rohingya einzuschränken, da wir keine weitere Förderung des Auswärtigen Amts erhalten. Wir werden zwar einige Maßnahmen mit Spendengeldern fortführen können, klar ist aber schon jetzt, dass sich damit nicht die Löcher stopfen lassen, welche die Haushaltskürzungen im kommenden Jahr verursachen werden“, sagte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. „Hinzu kommen die gefährlichen Arbeitsbedingungen, die unsere lokalen Partner in Bedrängnis bringen. Mitarbeitende in Gaza sind selbst von der Gewalt betroffen und müssen zusehen, wie sie sich und ihre Angehörigen schützen“, sagte Keßler.
Als besorgniserregend bezeichnete Pruin die zunehmende Gefährdung von humanitären Helferinnen und Helfern. Mehr als 270 wurden im vergangenen Jahr weltweit getötet, so die Zahlen der Aid Worker Security Database. „Die humanitären Prinzipien sind eine Grundlage für unsere Hilfe. Neutralität ist kein moralischer Wert, sondern ein wichtiges Instrument zum eigenen Schutz und den Zugang zu Menschen in Not. Doch immer weniger Konfliktparteien respektieren die Prinzipien“, sagte Pruin.
Mit Blick auf die Lage in der Ukraine, Gaza und den Sudan mahnte Pruin zur Einhaltung des Humanitären Völkerrechts. „Angriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Infrastruktur werden mindestens in Kauf genommen, wenn nicht sogar bewusst und gezielt geführt. Das Völkerrecht muss der Kompass in Konflikten sein, um grausame und verheerende Entscheidungen aus Angst oder Hass zu verhindern. Es steht für Vernunft in Kriegszeiten“, sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe.
Zahlen aus dem Jahresbericht 2023:
Die Spendeneingänge für die Diakonie Katastrophenhilfe haben sich nach dem Rekordspendenjahr infolge des Kriegs in der Ukraine mit 49,3 Millionen Euro nahezu halbiert. Das Spendenergebnis 2023 ist dennoch erfreulich: Es liegt 2023 fast doppelt so hoch wie im Jahr vor der Corona-Pandemie. Große Anteilnahme lösten die Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 aus. 22,2 Millionen Euro Spenden gingen zweckgebunden für die Erdbebenhilfe ein.
Neben Spenden standen der Diakonie Katastrophenhilfe Mittel von öffentlichen Gebern wie dem Auswärtigen Amt (16,5 Millionen Euro) und der Europäischen Union (ECHO, 7,5 Millionen Euro) zur Verfügung. Insgesamt setzte die Diakonie Katastrophenhilfe 97,1 Millionen Euro mit 111 lokalen Partnerorganisationen sowie internationalen Partnern in ihrer weltweiten Programmarbeit ein. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf 105,4 Millionen Euro. Der Anteil für Werbe- und Verwaltungsausgaben lag bei 7,8 Prozent und wird vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) als niedrig eingestuft.
Hinweis für Redaktionen:
Für Ihre Recherche steht eine digitale Pressemappe mit dem Jahresbericht, dem Statement von Dagmar Pruin auf der Pressekonferenz und weiteren Informationen zur Verfügung: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/bilanz
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