Am 3. Tag der Patientenlotsen diskutierten 120 Teilnehmende in Berlin über die Vorteile einer Sozialgesetzbuch übergreifenden, interprofessionellen Versorgung durch Patientenlotsen. Sie folgten der Einladung des Bundesverbands Managed Care (BMC), der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC), der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch von Expertinnen und Experten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen über die Integration von Patientenlotsen in die Regelversorgung und die Vorteile für eine interprofessionelle Versorgung.
Gemeinsamer Aufruf zur gesetzlichen Verankerung von Patientenlotsen
Dabei ging es den Organisatoren nicht nur um den weiteren Erkenntnisgewinn: In einem gemeinsamen Aufruf an die Politik, der auf der Veranstaltung erstmals öffentlich vorgestellt wurde, fordern die Expertinnen und Experten sowie Mitzeichnende die Vorbereitung einer gesetzlichen Verankerung von Patientenlotsen. Ziel ist es, die Versorgung von Menschen mit komplexen Gesundheitsbedarfen langfristig zu verbessern.
„Modellprojekte haben gezeigt, dass Patientenlotsen die Kommunikation und Koordination im Gesundheitssystem optimieren, Praxen entlasten, Krankenhausaufenthalte verkürzen und Fehlversorgung verhindern. Lotsen verknüpfen Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen, was zu einer effizienteren, patientenzentrierten Versorgung führt“, betonte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.
Auch Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC, unterstrich die Notwendigkeit, Patientenlotsen flächendeckend einzusetzen: „Care und Case Management bei komplexen Erkrankungen gehört in den Leistungskatalog der GKV. Noch ist der Zug dafür nicht abgefahren. In den aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben müssen die Weichen daher so gestellt werden, dass Versorgungsverbesserungen durch Lotsen allen Patienten zugänglich gemacht werden.“
Erfahrungsberichte aus bestehenden Projekten
Deutschlandweit gibt es bereits über 50 Patientenlotsen-Projekte. Zwei Beispiele wurden in Berlin vorgestellt: die Demenzlotsen aus dem Kreis Minden-Lübbecke und die Lotsenprojekte im Bereich Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung. Die Praxisberichte verdeutlichten die inzwischen große Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten von Patientenlotsen.
„Die heute vorgestellten Projekte zeigen, dass Lotsen in unterschiedlichen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden können. Wir verfügen über einen großen Erfahrungsschatz, den es politisch zu nutzen gilt“, erklärte Constantin Grosch, niedersächsischer Landtagsabgeordneter und Bundesvorstandsmitglied der DGM. Auch Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (SPD) sprach sich für das Lotsenmodell aus: „Die Patientenlotsen halte ich bei vielen Erkrankungen für sinnvoll.“
Patientenlotsen als Bindeglied zwischen Sektoren
Patientenlotsen spielen eine zentrale Rolle in der Betreuung von Menschen in komplexen Lebens- und Krankheitssituationen, etwa nach einem Schlaganfall oder bei seltenen Muskelerkrankungen. Sie verknüpfen die Leistungen verschiedener sozialer Sicherungssysteme und gewährleisten eine kontinuierliche Versorgung ausgehend von den Bedürfnissen des Patienten. „Patientenlotsen sind dabei professionelle Kräfte. Als Case und Care Manager arbeiten sie qualitätsgesichert in verschiedenen Kontexten“, erklärte Prof. Hugo Mennemann von der DGCC.
Zentrale Rolle für mehr Effizienz
Die Veranstaltung hob erneut hervor, wie wichtig die Verankerung der Patientenlotsen in der Regelversorgung ist. Sie stellen das notwendige Bindeglied zwischen Gesundheits- und Sozialleistungen dar und tragen maßgeblich zu einem besseren und effizienteren Versorgungsmanagement bei.
Der Tag der Patientenlotsen ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Bundesverbands Managed Care e. V., der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management, der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Er fand 2022 erstmals in Berlin statt und verknüpft die deutschlandweit über 50 Patientenlotsenprojekte miteinander, die in unterschiedlichen Indikationen Menschen mit komplexen Versorgungslagen unterstützen.
Über den BMC
Der Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) ist ein pluralistischer Verband, der sich für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems im Sinne einer zukunftsfähigen, qualitätsgesicherten und patientenorientierten Versorgung einsetzt. Die über 250 Mitglieder des BMC repräsentieren nahezu die gesamte Bandbreite der Akteure im Gesundheitswesen.
Über die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management
Die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) fördert die Anwendung und Entwicklung von Care und Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen, in der Pflege, im Versicherungswesen und in der Beschäftigungsförderung.
Über die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke
Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) ist die größte und älteste deutsche Selbsthilfeorganisation für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen. Sie vertritt die Interessen der ca. 10.000 Mitglieder gegenüber Politik, fördert Forschung und berät Betroffene.
Über die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Die Schlaganfall-Hilfe ist eine fördernde und helfende Stiftung und gestaltet gleichzeitig aktiv die Struktur des Gesundheitswesens mit. Seit 1993 setzt sich die Schlaganfall-Hilfe für Aufklärung und die Verbesserung der Versorgungssituation von Schlaganfall-Betroffenen ein und bietet Betroffenen Rat und Hilfe.
Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Mario Leisle
Pressesprecher
Telefon: 05241 9770-12
E-Mail: presse@schlaganfall-hilfe.de
Internet: schlaganfall-hilfe.de
facebook.com/schlaganfallhilfe
twitter.com/schlaganfall_dt