Derzeit leben rund 21 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland, darunter etliche medizinische Fachkräfte, die eine große Lücke im gesundheitlichen Versorgungssystem schließen. Schon jetzt stammt knapp ein Viertel der Medizinerinnen und Mediziner aus dem Ausland, ein Teil von ihnen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.In der Altenpflege lag ihr Anteil 2022 bei gut 30 Prozent der dort Erwerbstätigen. Ausländische Fachkräfte leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des deutschen Gesundheitssystems. Im Alltag stehen manche aber vor großen Herausforderungen – ganz besonders im deutschen Gesundheitswesen. Wegen ihrer Herkunft sind sie oft Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt. Bürokratische Hürden erschweren ihnen den Zugang zu medizinischer Versorgung. Das berichtet Politologin Ferda Atamann, die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes. „Diskriminierung kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Menschen können Depressionen oder Angstzustände bekommen. Wer schon mal krank war und damit alleingelassen wurde, weiß, wie schlimm sich das anfühlt. Wenn Diskriminierung dazukommt, ist es noch fataler“, sagt Atamann im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Denn das deutsche Gesundheitswesen behandelt nicht alle gleich: So erleben Patientinnen und Patienten als auch medizinisches Personal immer wieder Anfeindungen aufgrund ihrer Herkunft. Laut der Studie „Diagnose Diskriminierung“, beauftragt von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, wehren sich viele Betroffene nicht gegen Diskriminierung, weil sie auf die medizinische Versorgung angewiesen sind. Anlauf- und Beschwerdestellen sind häufig nicht ausreichend qualifiziert, um bei Diskriminierung zu helfen. Die Folge: Wer Diskriminierung erlebt und keine Hilfe findet, überlegt sich zweimal, ob er oder sie bei der nächsten Krankheit in die Praxis geht. Das kann sich fatal auf die Gesundheit auswirken.
Ferda Atamann fordert daher eine zentrale Anlaufstelle für Diskriminierungsfälle im Gesundheitswesen, auf Landes- wie auf Bundesebene. „Bestehende Beschwerdestellen müssen qualifiziert werden, um besser auf Diskriminierungsfälle reagieren zu können. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sollte angepasst werden, um klarzustellen, dass der Diskriminierungsschutz den Gesundheitsbereich umfasst“, schlägt sie vor.
Für die Demokratie: Jede Diskriminierung melden
Bis es soweit ist, sollten sich Betroffene an den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, die Ärztekammern oder an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden. „Ich würde Betroffenen grundsätzlich raten, Diskriminierung zu melden. Denn das Vertrauen in ein funktionierendes System basiert auch maßgeblich auf dem Vertrauen, ohne Diskriminierung behandelt zu werden.“ Dies sei ganz entscheidend für die Demokratie, die Sicherheit und den Zusammenhalt in einer Gesellschaft.
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