Ein Finanzskandal erschüttert einen großen Wohlfahrtsverband in Sachsen-Anhalt. Die Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser sowie deren Führungspersonal waren am Donnerstag Ziel einer Razzia. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle wegen Untreue in besonders schwerem Fall. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Wochenendausgabe) unter Berufung auf Behördensprecher Dennis Cernota.
Beschuldigt seien drei Personen aus der Führung des Verbands: der Vorstandsvorsitzende, sein Stellvertreter sowie die Prokuristin. Alle drei sollen dafür verantwortlich sein, dass die Prokuristin sowie ein im Sommer verstorbener Geschäftsführer über Jahre deutlich überhöhte Gehälter beziehen konnten. „Wir gehen von einem Schaden von mindestens zwei Millionen Euro aus“, sagte Cernota.
Die überhöhten Gehälter seien zwischen 2019 und 2024 gezahlt worden. „Nach unseren Ermittlungen wurden die Gehaltszahlungen verschleiert“, sagte Cernota. „Dafür wurden mehrere verbundene Unternehmen genutzt.“ Die Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser besteht aus einem Geflecht mehrerer Vereine und gemeinnütziger GmbHs. Ein Teil der veruntreuten Summe kam auch von einem Kita-Träger.
Am Donnerstag ließen die Finanzermittler der Staatsanwaltschaft Halle insgesamt acht verschiedene Objekte im Saalekreis durchsuchen. Darunter befanden sich der Hauptsitz des gemeinnützigen Vereins in Querfurt und weitere Geschäftsadressen sowie Privatwohnungen der drei Beschuldigten. Die Beamten hätten Unterlagen und Datenträger beschlagnahmt, die es nun auszuwerten gelte, sagte Cernota.
Die Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser ließ konkrete Fragen der MZ zu Verantwortlichkeiten und zu Konsequenzen unbeantwortet. Geschäftsführer Sven Gebhardt sagte auf MZ-Anfrage: „Die Geschäftsleitung sowie der Vorstand haben erst seit gestern Kenntnis von den Ermittlungen. Wir nehmen die jüngsten Vorwürfe, die gegen Personen der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser e.V. erhoben wurden, sehr ernst.“ Transparenz und Integrität seien Grundpfeiler der Unternehmensphilosophie, sagte Gebhardt. Man sei bestrebt, das Vertrauen der Kunden, Partner und der Öffentlichkeit zu wahren. Man wolle nun alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Vorwürfe zu prüfen. „Die erst seit diesem Jahr neu berufene Geschäftsleitung hat eine interne Untersuchung veranlasst, um die Fakten zu klären und sicherzustellen, dass alle relevanten Informationen aufgearbeitet werden“, sagte Gebhardt. Allerdings gelte die Unschuldsvermutung.
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