Der Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad hat nach Auffassung des Kölner Politologen Thomas Jäger erhebliche Auswirkungen für den Libanon und den israelisch-palästinensischen Konflikt. „Die sogenannte Achse des Widerstandes, wie der Iran sie immer nannte, mit Hamas, Hisbollah und Huthis ist gescheitert“, sagte Jäger der Kölnischen Rundschau (online und Montagausgabe): „Ohne den direkten Zugriff auf Syrien ist der Einfluss des Iran im Libanon dramatisch eingebrochen.“ Jetzt finde eine „völlige Neuordnung des Machtgleichgewichts im Nahen und Mittleren Osten statt“. Jäger: „Nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober ist es Israel gelungen, den Iran in einer Art und Weise zu schwächen, die man damals auf gar keinen Fall vorausgesehen hat.“
Russland sei durch den Krieg in der Ukraine und Iran durch den Krieg mit Israel so geschwächt, dass sie Assad nicht mehr hätten stützen können, meinte Jäger. Dabei sei Syrien für Russland von enormer Bedeutung: „Syrien war der russische Zugang zum Mittelmeer. Syrien war der Ausgangspunkt, von dem aus Russland Einfluss überall im Nahen Osten nehmen konnte – anstatt dies den Chinesen zu überlassen.“ Dass Russland dennoch – anders als im Angriffskrieg gegen die Ukraine – nicht auf nukleare Drohungen setzt, liege am Adressatenkreis. Jäger: „Im Syrien-Konflikt würde Russland mit einem Hinweis auf Atomwaffen niemanden abschrecken. In Deutschland und anderen westlichen Staaten dagegen wirkt so etwas. Die kriegen richtig Angst.“
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