Der hallesche SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby will bei der Wahl im kommenden Jahr nicht erneut antreten. Das kündigte er am Dienstag in einem Schreiben an die Parteibasis an, wie die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Mittwochausgabe) berichtet. „Nach monatelanger Überlegung und Abwägung bin ich – in Abstimmung mit meiner Familie – zu dem Entschluss gekommen, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren“, heißt es in dem Brief.
Sein Verzicht habe keine politischen Gründe. „Im Gegenteil: Ich blicke auf elf bereichernde und erfolgreiche Jahre in der Bundespolitik zurück.“ Aber: „Nach drei Legislaturperioden ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen und Platz für die nächste politische Generation zu machen.“
Diaby stammt aus dem Senegal und kam durch ein Studium in Halle in die DDR. 2013 war er der erste in Afrika geborene Schwarze, der ein Bundestagsmandat erringen konnte. Bei der jüngsten Wahl führte er die SPD-Landesliste Sachsen-Anhalt als Spitzenkandidat an. Immer wieder war Diaby rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. 2020 wurden auf sein Wahlkreisbüro Schüsse abgegeben, der Politiker erhielt eine schriftliche Morddrohung. 2023 verübte ein Mann, der Diaby mehrfach rassistisch beleidigt hatte, einen Brandanschlag auf das Wahlkreisbüro.
Sachsen-Anhalts SPD-Landesgruppensprecher Martin Kröber sagte der MZ: „Ich bedaure die Entscheidung sehr, kann sie aber angesichts der Bedrohungen nachvollziehen. Der Preis, den Karamba Diaby für seine politische Arbeit gezahlt hat, war sehr hoch.“
Diaby zog eine positive Bilanz seiner Abgeordnetentätigkeit. So habe er dazu beigetragen, dass Institutionen im Wahlkreis Halle insgesamt 33 Millionen Euro Bundesförderung erhalten hätten, darunter das Stadtbad Halle, die Moritzkirche und Sportvereine. Zudem habe er sich für „gleichberechtigten Partnerschaften mit dem afrikanischen Kontinent“ und die Dekolonialisierung der Beziehungen eingesetzt.
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