Die IG Metall und der Volkswagen-Vorstand haben sich in historischen Verhandlungen nach weit über 60 Stunden vorläufig auf ein Krisenpaket geeinigt. Zum befürchteten Kahlschlag kommt es wohl nicht, und auch der von der Gewerkschaft angedrohte „Streikhammer“ bleibt vorerst aus. Die Einigung kurz vor den Feiertagen soll laut „Handelsblatt“ Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro umfassen, die der Konzern bei zwei kleineren Werken abpressen will: Neben der Gläsernen Manufaktur in Dresden soll das größere Volkswagen-Werk in Osnabrück geopfert werden – wenn die Belegschaft das zulässt.
Dass der Konzernvorstand sich offenbar mit seinem historischen Tabubruch vom Sommer teilweise durchgesetzt hat, indem er bedeutende Tarifverträge aufkündigte, um Stellen abzubauen und Standorte zu schließen, dürfte vielen nicht schmecken. Denn das bedeutet auch, dass die Klassenkämpfe von oben rauer geführt werden, nicht nur bei Volkswagen.
Die Konzernkrise zeigt: Auf diese mittelfristige Entwicklung müssen sich die Gewerkschaften einstellen, um aus der defensiven Rolle wieder herauszufinden. Denn die grundlegenden Probleme sind trotz fragiler Einigung ungelöst: ökologische Transformation, Überakkumulation auf dem Weltmarkt sowie unausgereifte wirtschafts- und industriepolitische Konzepte. Wenn die Gewerkschaften darauf keine gesamtgesellschaftlichen, internationalen und solidarischen Antworten finden, werden die Kosten dieser Krisendynamik weiter auf die Belegschaften abgewälzt. Dann ist die nächste Eskalation von oben nur eine Frage der Zeit.
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