Viel Positives, noch ein paar Probleme, einige davon eher gefühlt – dieses Bild von den Lebensverhältnissen in Deutschland möchte die Bundesregierung vermitteln. Im erstmals vorgelegten Gleichwertigkeitsbericht geht es nicht nur, aber vor allem um Unterschiede zwischen Ost und West. Wer die bestreiten wollte, würde sich lächerlich machen, deshalb versucht man sie lieber kleinzureden.
Natürlich hat sich viel getan in fast 35 Jahren deutscher Einheit, aber zur Randnotiz ist die Ost-West-Frage noch lange nicht geworden. Auch wenn man feststellen muss, dass es im Westen (dort häufiger) und im Osten (dort seltener) wirtschaftlich prosperierende Regionen gibt; auch wenn man anerkennt, dass soziale Brennpunkte und abgehängte Regionen sich nicht nur nach der früheren Staatsgrenze sortieren – ein spürbares Gefälle bleibt. Es gibt genügend statistische Deutschland-Karten etwa zu Bevölkerungsentwicklung, Arbeits- und Einkommensverhältnissen, sozialen Aspekten oder Vermögensfragen, auf denen man die DDR noch deutlich erkennen kann. Fast immer zum Nachteil der Ostdeutschen.
Die Verwerfungen seit 1990 finden ihren Widerhall über Generationen hinweg, nicht nur in Grundbüchern und auf Rentenbescheiden. Dazu gibt es hinreichende soziologische Befunde, die ein Teil der Erklärung für das unterschiedliche Wahlverhalten in Ost und West sind. Kürzungen beim Sozialen, im Verkehrsangebot, in der Gesundheitsversorgung sind dort schmerzhafter, wo sie Schneisen in eine ohnehin schon ausgedünnte Infrastruktur schlagen. Es sind eben nicht vor allem gefühlte Realitäten, sondern ganz handfeste Unterschiede, von denen gesprochen und gegen die etwas getan werden muss.
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