Willkürliche Erschießungen, mutwillige Zerstörungen, Plünderungen, Jubel nach Bombardierungen: Diese Anschuldigungen erheben israelische Journalisten gegen ihr eigenes Militär. Nicht zum ersten Mal belegen kritische israelische Medien, allen voran das Magazin „+972“ und die Tageszeitung „Haaretz“, wie Israels Armee im Gaza-Krieg systematisch Völkerrecht bricht, schwere Menschenrechtsverletzungen begeht und die Verantwortlichen straffrei davonkommen lässt. Die Militärführung habe Palästinenser unterschiedslos explizit zum Abschuss freigegeben.
Der Lack ist endgültig ab. Wer noch immer der Vorstellung anhing, dass die israelische Armee die „sauberste“ der Welt sei, muss spätestens jetzt aufwachen. Diese Erzählung, die nie mehr war als ein Mythos, nutzt der israelischen Regierung zur Vertuschung der Verbrechen ihrer Soldaten. Mitnichten ein Alleinstellungsmerkmal – mehr oder weniger funktionieren alle Armeen so. Nur trägt Israel diese Mär wie eine Auszeichnung vor sich her, obwohl die Fakten eine andere Geschichte erzählen.
Die Vorwürfe tangieren eine weitere erzählerische Ebene, weitaus schwerer zu entmystifizieren: Israel kämpfe im Gazastreifen um sein Überleben, eine Kriegsführung an und jenseits der Grenze des Erlaubten sei somit legitim. Dieser gefährliche Irrtum wird fast dankbar von Israels Verbündeten aufgegriffen, um damit ihre Unterstützung zu rechtfertigen. Doch die Mär vom ständigen Überlebenskampf ist leicht zu durchschauen: Israels Armee ist kampferprobt und eine der modernsten der Welt; an Unterstützung mangelt es ihr nicht. Terrorgruppen wie die Hamas sind zwar in der Lage, viele Menschen brutal abzuschlachten, aber sie haben nicht die militärischen Fähigkeiten, die Existenz des israelischen Staates ernsthaft zu bedrohen – auch nicht mit externer Unterstützung.
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