Als Friedrich Merz vor einem Jahr gegen „kleine Paschas“ hetzte, gab es selbst in der Union leise Gegenstimmen – und hinter der Kamera Entsetzen. Dass er nun wohl Kanzlerkandidat wird, ist daher eine Art Richtungsentscheidung: Mit Hendrik Wüst hätte die Union im Wahlkampf stärker auf die bürgerliche Mitte gezielt, jetzt geht es um einen stramm rechtskonservativen und wirtschaftsliberalen Kurs, der nach rechts weiter offen ist. Der CDU-Mann ist zwar ein Stück weit entfernt von einem Donald Trump, doch auch Merz setzt auf Polarisierung, nicht auf Sachfragen zur Lösung der vielen Probleme im Land. Politisch geht es ihm um Ampel-, also Mitte-Links-Bashing, gesellschaftlich um Armen- und Migranten-Bashing.
Bei Merz ist das nicht bloße Strategie, um der AfD Wähler abzuwerben, sondern Überzeugung. Wer unter sozialen Ungerechtigkeiten leidet, muss sich nun noch wärmer anziehen: Merz ist lautstärkster Gegner des Bürgergeldes, möchte Arbeitslose in den Niedrigstlohnsektor zwingen. In Asylfragen hält er Ampelpolitiker für Weicheier. Er hat offene Ohren für die Unternehmerlobby, will nicht nur deren Energiepreise und Steuern senken, sondern gleich all ihre Rahmenbedingungen verbessern. Entsprechend droht beim Klimaschutz nach jahrelangem Bremsen sogar ein Roll-back. Und ist Olaf Scholz in der Frage immer neuer Waffenlieferungen oft zögerlich, kann es Merz gar nicht schnell genug gehen.
Noch ist völlig offen, wie die nächste Bundesregierung aussehen wird. Doch es gibt im Land eine starke Stimmung, die sehr offen ist für – gern politisch unkorrekte – rechte Parolen, und das von jemandem, der den starken Mann gibt. Daher ist Kandidat Merz wohl auf dem Weg zum Bundes-Pascha in Berlin.
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