Halle. Die Erkältungszeit hat begonnen – und die Versorgung mit Medikamenten bleibt problematisch. Auch in Sachsen-Anhalt bestehe ein Mangel an Arznei, erklärt der Landesapothekerverband auf MZ-Anfrage. „Betroffen sind viele wichtige Medikamente von Antibiotika über Insuline bis zu Schmerz- und Betäubungsmitteln“, sagte der Vorsitzende Mathias Arnold der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe). Aber ebenso Blutdruckmedikamente, Arznei für Dialysepatienten, Asthmamittel oder die Abnehmspritze Ozempic. „Der Trend bei den Lieferengpässen geht grundsätzlich nach oben“, so Arnold. Dies werde aktuell durch die Zunahme an Infekten noch saisonal verstärkt. „Bei vielen Apotheken besteht deswegen die Sorge, ihre Patienten in der beginnenden Erkältungssaison nicht jederzeit mit allen notwendigen Medikamenten versorgen zu können.“
Die Knappheit belastet zudem Arztpraxen. „Es ist nicht so extrem wie im vergangenen Jahr. Aber das ist eine Momentaufnahme“, sagt Hausärztin Sofia Hein in Elbingerode (Landkreis Harz). Ihre Praxis kämpfe dennoch damit, „ständig neue Rezepte ausstellen zu müssen, weil die Medikamente nicht da sind.“ Auch Therapien müssten umgestellt werden, wenn Medikamente nur in anderen Stärken verfügbar sind.
Dabei sollte das 2023 beschlossene „Lieferengpassbekämpfungsgesetz“ Abhilfe schaffen. So wurden Preisregeln vor allem bei Kinderarzneien gelockert, Austauschmöglichkeiten für Apotheker vereinfacht. Ziel ist zudem, die Produktion in Deutschland und der EU anzukurbeln. Aktuell sind laut Bundesgesundheitsministerium Ministerium dennoch über 500 Präparate von Lieferproblemen betroffen. Hagen Andohr, Inhaber der Saale-Apotheke in Halle, hat aktuell 160 Artikel gelistet, die nicht verfügbar sind. Er stellt auch fest: „Wenn sich die Liefersituation an einer Stelle verbessert, wird sie an anderer Stelle schlechter.“ Ein Problem waren in vergangenen Jahren auch Arzneimittel für Kinder. Das hat sich laut Matthias Rodewald, Inhaber der Theodor-Fontane-Apotheke in Zeitz (Burgenlandkreis), leicht verbessert. „Infektmittel wie Fiebersäfte sind weitgehend da, aber Antibiotika für Kinder fehlen zum Teil.“ Einige könnten auch nicht durch andere Präparate ersetzt werden. „Und so gehen Eltern von Apotheke zu Apotheke.“ Es seien viele Rückfragen bei Ärzten nötig, die aber telefonisch schwer zu erreichen seien.
Das Bundesgesundheitsministerium betont, dass es in Deutschland keine „Versorgungsknappheit“ von Arzneimitteln gebe, sondern „punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt“. Es stünden aber „fast immer wirkstoffgleiche Arzneimittel oder therapeutische Alternativen zur Verfügung“. Die Zahl der Lieferengpässe habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr halbiert.
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