Deutschlands Wirtschaft kränkelt, die Börse boomt. Am Dienstag kletterte der deutsche Aktienindex Dax auf ein Rekordhoch und übersprang die Marke von 20.000 Punkten. Man könnte meinen, dass es den deutschen Firmen gerade richtig gut geht.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Dax-Entwicklung hat nichts mit dem Darben der Wirtschaft im Inland zu tun. Vielmehr zeigt sich, dass sich viele Konzerne längst von der schwachen Inlandskonjunktur entkoppelt haben und in der Lage sind, schwierige deutsche Rahmenbedingungen und Unzulänglichkeiten des Standorts zu umgehen.
Die Gründe für den Höhenflug an den Börsen liegen zum Teil auch weit weg von Deutschland: Die Aussicht, dass Donald Trump wieder das Ruder im Weißen Haus in Washington übernimmt, scheint Anleger zu euphorisieren.
Ebenso, dass die großen Zentralbanken wohl weitere Zinssenkungsschritte einleiten werden und die Inflation sowohl in den USA als auch in Europa im Griff zu sein scheint. Kredite werden so billiger, Investitionen könnten wieder zunehmen, so die Lesart der Investoren.
Dass in Deutschland vieles nicht stimmt, ist an den Börsen da nur ein Nebenschauplatz. Vor allem SAP, Siemens und der Allianz ist es in diesem Jahr ziemlich gut gelungen, den allgemeinen Bremsspuren der hiesigen Wirtschaft aus dem Weg zu gehen.
Die Politik freilich wird nach der Wahl zunächst die reale Wirtschaft im Blick haben. Anders als SAP & Co. haben der Handwerker oder der 300-Mann-Betrieb in der Nachbarschaft meist kein florierendes Auslandsgeschäft. Gerade sie sind also darauf angewiesen, dass der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig wird. Notfallmaßnahmen müssen also schnell erfolgen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de