„Historisch“, „monumental“ – die britische Presse überschlägt sich in Superlativen, um den Triumph der Labour-Partei zu beschreiben. Keine Frage: Die britischen Wähler haben der Opposition einen einzigartigen Sieg beschert – und die Tories nach 14 Jahren abgestraft.
Und sie haben es verdient. Man denkt an die Sparpolitik, die im Land solche Verheerungen angerichtet hat, dass laut Studien die ärmeren Briten heute bei schlechterer Gesundheit sind und eine kürzere Lebenserwartung haben als zuvor. Oder an den Brexit, der das Land international isoliert und das Wirtschaftswachstum gehemmt hat. Oder an die zunehmend rechtspopulistischen Züge der Tory-Partei, an die Korruption und die Regelbrüche. Man denkt an die Premierminister Boris Johnson (unterhaltsam, aber inkompetent) oder Liz Truss (nur inkompetent).
Die Wahl der Briten stimmt zuversichtlich. Besonders wenn man ganz Europa in den Blick nimmt: Überall auf dem Kontinent sind rechte bis rechtsextreme Parteien auf dem Vormarsch. Dass Großbritannien in die genau umgekehrte Richtung gegangen ist, ist ein wichtiges Signal. Auch ist eine Annäherung an Europa zu erwarten, zumindest, was den Tonfall anbelangt.
Die neue Regierung hat eine Mammutaufgabe vor sich. Die brutale Abfuhr, die Wähler den Tories erteilt haben, signalisiert einen Wunsch nach Veränderung. Wenn Labour diese Hoffnung enttäuscht, das heißt, wenn sich die Lebensumstände der Briten nicht bald verbessern, dann gibt es Kräfte im Land, die dies auszunutzen wissen. Reform UK, die Partei des Europafeindes Nigel Farage hat 14 Prozent geholt. Auch die Briten bleiben anfällig für rechten Populismus.
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