Seit zwei Jahren verhandeln die 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ein Pandemie-Abkommen. Dies soll gewährleisten, dass die Bewältigung einer solchen Krisensituation nicht wieder ähnlich chaotisch abläuft wie bei Corona. Zur Erinnerung: Die letzte Pandemie hat Schätzungen zufolge weltweit etwa 20 Millionen Todesopfer gefordert.
Im Mai wollten die Verhandlerinnen und Verhandler fertig sein. Doch es gab Streit – um Kompetenzen und Geld. Das Abkommen ist bis heute nicht unterzeichnet. Jetzt wird jenseits der Öffentlichkeit nach Lösungen gesucht. Noch sei nichts verloren, heißt es aus Kreisen der WHO.
Genau in diese Zeit hinein platzen jetzt die bemerkenswerten Nachrichten aus den USA. Das Vogelgrippevirus hat sich weltweit in relativ kurzer Zeit neue Wirte erschlossen: Seelöwen, Frettchen, Katzen. Dass es nun auch Milchkühe infizieren kann, und von dort auf Menschen übertragbar ist, ist ein weiteres Warnsignal. H5N1 oder auch andere Influenzaviren haben nicht nur die Vogelwelt katastrophal getroffen, sie haben tatsächlich Pandemie-Potenzial.
Die WHO beurteilt das akute Risiko zwar noch als gering. Doch sie hat eindringlich davor gewarnt, den Kampf gegen H5N1 schleifen zu lassen. Auch Infektiologen und Virologen aus Deutschland mahnen zu einer konsequenten Vorbereitung auf den Fall der Fälle.
Für das Pandemie-Abkommen kann dies nur bedeuten: Die Kleingeistigkeit bei den Verhandlungen muss aufhören. Ein Scheitern können wir uns nicht leisten. Zumindest dann, wenn wir wirklich unsere Lehren aus der Corona-Krise gezogen haben wollen. Wer jetzt bremst, hat den Knall nicht gehört.
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