Diese Bilder sind unvergleichlich. Im Hintergrund prangt bei den Spielen der Beachvolleyballer der Eiffelturm. Die Triathleten wechseln ihre Disziplinen auf dem Pont Alexandre III, die Bogenschützen visieren ihr Ziel vor dem Invalidendom an. Die Skater zeigen ihre Kunst auf dem Place de la Concorde. Paris hat seine Geschichte mit der Moderne verbunden, seine weltweit bekannten Wahrzeichen zu Wahrzeichen der Olympischen Spiele und damit des Sports erhoben.
Das macht diese am Sonntag endende Olympia-Ausgabe zu der wohl spektakulärsten, die es je gab. Die Franzosen setzen Maßstäbe, entfachen mit ihrer Version von urbanen Spielen, die sich harmonisch einfügen in das Stadtbild, eine grenzenlose Begeisterung. Jahrelang ersannen die Planer mögliche Szenarien, um sie monumental werden zu lassen. Sie fanden Lösungen mit vielen temporären Anlagen, die sich problemlos überall installieren und wieder zurückbauen lassen. Überhaupt nutzte die Stadt ihre enorme Vielfalt an großartigen Stadien und Arenen, konnte so dieses Megaevent sehr nachhaltig machen. Auch daran werden sich kommende Ausrichter messen lassen müssen.
Deutschland bekannte sich während der Spiele von Paris dazu, selbst wieder olympisches Flair ausstrahlen zu wollen. Der oberste Dachverband des Sports, der DOSB, und die Bundesregierung haben das schriftlich festgehalten, ohne dabei zu konkret zu werden. Eine Bewerbung soll vorbereitet werden, um 2036 oder eher 2040 wieder Olympia zu beherbergen. Also 100 Jahre nach den ersten Sommerspielen in Berlin. Der Senat hat bereits signalisiert, dass Berlin für eine Bewerbung zur Verfügung steht. Nun ist die Zeit da, dies mit Konzepten zu untermauern. Eine deutsche Kampagne braucht ohne Zweifel die Strahlkraft der Hauptstadt. Nur Berlin könnte sich einreihen in die Liste der Metropolen, die dieses Sportspektakel in den vergangenen Jahrzehnten veranstaltet haben, und damit den Ansprüchen des Internationalen Olympischen Komitees genügen.
Zwar konnte die Stadt zuletzt demonstrieren, dass sie Großevents wie die Special Olympics oder in Teilen die Fußball-EM organisieren kann. Doch die Dimensionen der Olympischen Spiele, das zeigt sich in Paris deutlich, sind weit hinausgewachsen über das, was bei der desaströsen Berliner Bewerbung für das Jahr 2000 noch als realisierbar galt. Schwimmen vor 2000 Zuschauern an der Landsberger Allee ist nur noch schwer vermittelbar, nachdem Paris das zu einem Spektakel für 17.000 Besucher gemacht hat.
Zu glauben, in Berlin stünde schon vieles bereit, wäre der erste Fehler. Paris verfügt über fast ein Dutzend großer Stadien und Arenen, von denen Berlin gerade eine Handvoll hat. Vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz wäre eine gemeinsame Bewerbung mit dem stark interessierten Nordrhein-Westfalen und seiner großen Arena-Dichte zwangsläufig. Zudem müssten in Berlin die sportliche Infrastruktur und der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Mit einem enorm dichten Netz und sehr engen Takten ist Paris hier ebenso Vorbild.
Berlin braucht auch ein klares Bekenntnis zum Sport vor einem Senat, der sich zuletzt nicht als großer Förderer erwiesen hat. Für Olympia benötigt Berlin jetzt Visionen. Urban Sports vor dem Fernsehturm, Bogenschießen vor dem Reichstag, Beachvolleyball vor dem Brandenburger Tor. Berlin hat vieles, was Paris auch hat. Den ikonischen Charme einer Weltstadt etwa. Für eine erfolgreiche Bewerbung muss man ihn jedoch richtig ausspielen.
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