Für kurze Zeit kam leiser Optimismus auf, dass sich Donald Trump womöglich verändert habe. Dass er nach dem Anschlag vom vergangenen Samstag, bei dem er nur knapp dem Tod entkam, zu einem abgeklärten und bescheideneren Menschen geworden sei. So sprach er zu Beginn seiner Abschlussrede beim republikanischen Parteikonvent von der Notwendigkeit, die gespaltene Nation zu heilen. Auch wolle er nicht nur ein Präsident für seine Anhänger, sondern für alle Amerikaner sein.
Der Ton wirkte versöhnlich. Es entstand sogar der Eindruck, als wäre Trump bereit, das Kriegsbeil zu begraben und mit seinem Erzrivalen Joe Biden zusammenzuarbeiten. Doch der ernüchternde Weckruf ließ nicht lange auf sich warten. Bald stimmte er ein Potpourri aus „Trump’s Greatest Hits“ an. Er warf Biden vor, die Justiz als politische Waffe einzusetzen und mit seiner Ukraine-Politik die Nation in den Dritten Weltkrieg zu führen. Auch habe Biden allein die hohe Inflation auf dem Gewissen, wetterte sein Vorgänger. Dann die älteste unter den vielen Lügen: dass die Demokraten ihm vor vier Jahren die Wahl gestohlen hätten. Natürlich auch, dass mit ihm als 47. Präsident sämtliche Probleme innerhalb kürzester Zeit gelöst wären.
Wer also anfangs glaubte, dass der Republikaner sein Versprechen einlösen würde, die Nation einen zu wollen und auf politischen Konsens zu setzen, hatte vergessen, wie oft Trump schon die Wählerinnen und Wähler hinters Licht geführt hat. Sicher ist folglich lediglich, dass der schmutzigste US-Wahlkampf aller Zeiten in seiner Schlussphase an Schärfe weiter zunehmen wird – egal, ob Joe Biden der demokratische Spitzenkandidat bleibt oder nicht.
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