Migration ist auch Psychologie. 2016 hocken Geflüchtete aus Syrien und dem Irak im Schlamm von Idomeni, an der griechisch-mazedonischen Grenze. Sie rufen „Merkel! Merkel!“ oder „Mama Merkel!“. Ihr Ziel: Deutschland. Die Menschen wissen nicht viel über das Leben der Deutschen. Aber sie haben in den sozialen Netzwerken von Merkel und einer „Willkommenskultur“ gehört.
Einen psychologischen Effekt kann es auch haben, wenn Deutschland zehn Menschen aus Kolumbien nicht in ihre Heimat abschiebt – obwohl das Bundesamt ihren Schutzgesuch nicht anerkennt. Obwohl sie freiwillig nicht ausreisen. Eine bürokratische Gnade könnte Menschen zur Migration nach Deutschland motivieren. Geflüchtete, die dann wohl wiederum kein Asyl hierzulande bekämen.
Der Fall zeigt ein Dilemma: Wir brauchen Arbeitskräfte aus dem Ausland. Zugleich aber wollen wir Migration steuern, sollen abgelehnte Asylsuchende schnell und „im großen Stil“ (Kanzler) weg. In diesem Dilemma sucht Deutschland mühsam einen Mittelweg. Die Politik muss aufpassen, dass aus Mitte nicht Murks wird, eine Migrationspolitik, die den Zeitgeist verschläft. Wir brauchen Zuwanderung.
Dabei können wir uns auf dem Weltmarkt nicht Menschen herauspicken wie Rosinen. Es wird immer Fälle geben, über die Deutschland sich ärgert. Im schlimmsten Fall begehen Migranten schwere Straftaten. Doch diese Risiken dürfen Deutschland nicht zu einer Asylpolitik verleiten, die auf Härte, Zurückweisungen an der Grenze und eine AfD-Rechtsaußen-Rhetorik setzt. Denn auch das spricht sich rum. Und Menschen, die wir dringend brauchen, gehen lieber in ein anderes Land zum Arbeiten.
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