Der AfD ist in den elf Jahren seit ihrer Gründung vieles vorgeworfen worden, nur nicht: Anlass zur Langeweile. Die Delegiertentreffen der Partei waren oft genug ruppige Angelegenheiten, gut für überraschende Wendungen. Immer wieder hat die AfD gezeigt, dass sie in der Lage und willens ist, innerparteiliche Kämpfe vor laufenden Kameras auszutragen. Nicht verwunderlich also, dass viele Beobachterinnen und Beobachter auch an diesem Wochenende den großen Krach erwartet haben. Doch der blieb aus.
Im Vorfeld weitgehend geeinte Kandidaturen, eine Parteitagsregie, die es versteht, aus den größten Konflikten schon vorab den Druck herauszulassen: Die AfD zeigt sich näher am politischen Prozess, wie er in anderen Parteien abläuft.
Es ist die Aussicht auf Erfolg, auf immer neue Stimmenrekorde, die die Partei diszipliniert. In der AfD stellt man gedanklich schon jetzt einmal den Champagner kalt für die Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen im Herbst.
Doch der neue, professionalisierte Lack kann nicht verbergen, was darunter ist. Die AfD ist eine Partei, für die Deutschsein keine Frage von Staatsbürgerschaft ist, sondern von Genetik. Sie ist eine Partei, die Verunsicherung und Angst in der Bevölkerung aufgreift, nur um daraus Hass zu machen. Die als Antwort auf die Probleme der Gegenwart immer nur dasselbe Bild einer Vergangenheit anbietet, die es so nie gab.
Vor ein paar Jahren sprach ein Ex-Pressesprecher der Fraktion das Erfolgskalkül der AfD einmal vor einer versteckten Kamera aus: „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD.“ Daran hat sich nichts geändert. Das Wohlergehen der Menschen im Land und der Erfolg der AfD stehen sich unvereinbar gegenüber.
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