Eine neue Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Korea bemisst den Umfang des Waffenhandels zwischen Russland und Nordkorea und analysiert die Auswirkungen des Einsatzes nordkoreanischer Truppen auf den Krieg in der Ukraine.
Für die Studie wertete Olena Guseinova von der Hankuk University of Foreign Studies in Seoul Geheimdienstberichte, Dokumente und Munitionspreise aus früheren nordkoreanischen Waffenverkäufen aus. Ihrer Analyse zufolge bemisst sich der Wert der bisherigen Waffenlieferungen auf bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar. Da die gesamte Wirtschaftsleistung Nordkoreas auf lediglich 23,7 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, könnte das Land durch die Kooperation mit Russland seine Einnahmen erheblich steigern.
Diese Einnahmen könnten um weitere Hunderte Millionen US-Dollar steigen, sollten sich die aktuellen Berichte über nordkoreanische Truppen in der Ukraine bestätigen. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un lässt sich die Entsendung seiner Soldaten bezahlen. Angesichts früherer nordkoreanischer Truppenentsendungen nach Syrien oder Angola sowie der Auswertung aktueller Hinweise hält Guseinova den Einsatz nordkoreanischer Truppen im Krieg gegen die Ukraine für plausibel.
Immer engere Beziehungen
Darüber hinaus zeigt die Studie, wie sich Russland und Nordkorea seit Beginn des Ukraine-Krieges zunehmend annähern. So hat der offizielle Handel zwischen den beiden Ländern stark zugenommen. In der ersten Jahreshälfte 2024 stieg das Handelsvolumen auf 52,9 Millionen US-Dollar, nachdem es im gesamten Jahr 2023 etwa 34,4 Millionen US-Dollar betragen hatte.
Die Vertiefung der Beziehungen zeigt sich auch in einem Anstieg der diplomatischen Besuche. Die Studie belegt, dass seit Juli 2023 durchschnittlich zwei hochrangige Treffen pro Monat zwischen den beiden Ländern stattfanden.
„Russland wendet sich vor allem wegen seines massiven Munitionsbedarfs an Nordkorea“, sagt die Studienautorin Guseinova. Doch es gibt einen weiteren Grund: „Russland nutzt seine Beziehung zu Nordkorea – und den potenziellen Transfer von Militärtechnologie – als Mittel, um die Einheit der westlichen Allianzen, insbesondere in Ostasien, zu schwächen. Dadurch will Russland Länder wie Südkorea und Japan unter Druck setzen, ihre Unterstützung für die Ukraine zu überdenken.“ Mit der mutmaßlichen Unterstützung nordkoreanischer Soldaten könne Russland zudem signalisieren, dass es einen engen Verbündeten habe – und damit die Fähigkeit, den Angriffskrieg langfristig durchzuhalten.
Russlands Strategie stößt jedoch an Grenzen. Putin kann von Nordkorea nur veraltete und unzuverlässige Militärtechnik beziehen. Zudem bleibt Nordkorea aufgrund seiner Tradition wechselnder Allianzen ein unberechenbarer Partner. Es besteht auch das Risiko, dass Russland durch die Stärkung eines zunehmend aggressiven Nordkoreas seine Beziehungen zu China belasten könnte. Die wachsenden Verbindungen Moskaus zu einem Paria-Staat wie Nordkorea könnten Russlands Reputation auf internationaler Bühne weiter schaden.
EU sollte Sanktionsstrategie verfeinern
Angesichts dieser Entwicklungen sollten die EU und ihre Partner Maßnahmen ergreifen, um die Risiken und negativen Folgen der russisch-nordkoreanischen Kooperation zu mindern. Die Studie empfiehlt, gleichgesinnte Nationen im Indo-Pazifik, insbesondere Südkorea und Japan, durch verstärkte Sicherheits- und Wirtschaftspartnerschaften zu unterstützen, um sie vor Russlands erpresserischen Taktiken zu schützen.
Darüber hinaus sollte die EU ihre Sanktionsstrategie verfeinern, um Finanzströme nach Russland besser zu überwachen und gezielter zu unterbinden. Auch die diplomatischen Bemühungen der EU mit Ländern des Globalen Südens sollten verstärkt werden, um auf die schädlichen Auswirkungen der Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea auf die regelbasierte Ordnung und die globale Stabilität hinzuweisen.
„Jahrzehntelang hat sich Putin nicht für Nordkorea interessiert, weil das Land Russland nicht viel zu bieten hat. Mit dem Beginn des Angriffskrieges hat sich diese Wahrnehmung komplett gedreht. Dass Russland nun Hilfe beim nordkoreanischen Regime sucht, ist auch ein Zeichen der Schwäche“, sagt Frederic Spohr, Leiter des Büros der Naumann-Stiftung in Korea. „Regeln, die Russland einst mitbeschlossen hat, wischt es nun beiseite, um an Waffen und möglicherweise auch Truppen zu kommen. Gemeinsam arbeiten Nordkorea und Russland daran, die regelbasierte Weltordnung zu untergraben.“
Die gesamte Analyse ist hier abrufbar: www.freiheit.org/de/nord-und-suedkorea/so-eng-kooperieren-russland-und-nordkorea
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