Am 3. Dezember wurden im Rahmen eines Webcast, betreut durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Thünen-Institut, die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur noch einmal detailliert vorgestellt. Während sowohl durch die meisten Medien als auch durch das BMEL leider der Wald als vermeintlicher CO2-Emmittent in den Fokus gerückt wurde, konnte in diesem Webcast ganz klar aufgezeigt werden, dass die Entwicklung des Waldes insgesamt positiv ist.
Im Vergleich zur letzten Bundeswaldinventur hat die Waldfläche um 15.000 Hektar zugenommen, auf 6,1 Prozent der Waldfläche ist eine Nutzung verboten oder sehr unwahrscheinlich (davon 3,7 Prozent Naturentwicklungsflächen) und damit das 5 Prozent-Ziel sogar übererfüllt. Auf 44 Prozent wurden in den letzten zehn Jahren keine Erntemaßnahmen durchgeführt, was einerseits zeigt, dass die deutsche Forstwirtschaft schonend mit dem Wald umgeht, gleichzeitig aber auch ein ungenutztes Potenzial darstellt, den Wald an die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte anzupassen. Auch haben sich alle für die Biodiversität relevanten Indikatoren erheblich verbessert. Die Wälder sind im Durchschnitt naturnäher und diverser geworden, der Anteil an Mischwäldern und Laubholz hat zugenommen und der Totholzanteil hat erheblich zugenommen. Damit zeigt sich ganz klar, dass die Waldbesitzenden, Förster und Försterinnen auch ohne engmaschige Vorgaben, mit Fachwissen und aus eigenem Antrieb heraus, den Waldumbau und die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel vorantreiben. Dafür brauchen sie aber auch rechtliche Rahmenbedingungen sowie eine geeignete Förderlandschaft, die ihnen den nötigen Handlungsspielraum ermöglichen.
Insbesondere die Interpretation der Veränderung des Kohlenstoffvorrats wurde durch die Teilnehmenden kritisch hinterfragt, da dieser zwar gegenüber der Kohlenstoffinventur 2017 zurückgegangen ist, jedoch gegenüber der letzten BWI 2012 leicht gestiegen ist. Aus Sicht des Verbandes DIE PAPIERINDUSTRIE wird im öffentlichen Diskurs nur unzureichend berücksichtigt, dass der Vorratsabgang im Wald in der Wertschöpfungskette Holz zu einer langfristigen Speicherleistung beiträgt und fossile oder klimaschädliche Rohstoffe substituiert. Dabei hat das BMEL in seiner Zusammenfassung der Ergebnisse selbst geschrieben, dass durch „die verlängerte Bindung des Kohlenstoffs in stofflich genutztem Holz (Schnittholz, Holzwerkstoffe, Papier und Pappe) […] der Kohlenstoffspeicher in Holzprodukten als Senke“ wirken könne.
Der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE begrüßt dementsprechend ausdrücklich die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik des BMEL, vorgestellt durch Prof. Dr. Jürgen Bauhus. Er hat aufgezeigt, dass der LULUCF-Sektor in allen Szenarien seine Zielstellung verfehlen wird und insofern ein grundsätzliches Umdenken nötig ist. Insbesondere die Verwendung in Holzprodukten sowie die Substitutionseffekte für CO2-Intensive Rohstoffe sollten berücksichtigt werden, ebenso wie der internationale Handel, da es sonst zu Entscheidungen kommen könne, die das Ziel der Emissionsminderung nicht bestmöglich erreichen. Ihm zufolge ist außerdem „assisted migration“ von Provenienzen oder Baumarten dringend notwendig, um die Senkenleistung des Waldes zu erhalten und zu vergrößern, da Baumarten, die noch vor einigen Jahren an einem Standort geeignet waren, dies in Zukunft nicht mehr sein könnten und somit auch nicht mehr als Senke wirken können.
DIE PAPIERINDUSTRIE hofft, dass die Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats angenommen werden und nicht aus ideologischen Gründen dagegen entschieden wird. Außerdem fordert der Verband eine sachliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Waldinventur, anstatt ein einzelnes Teilergebnis aus dem Kontext zu nehmen, um die Leistung der deutschen Forstwirtschaft zu diskreditieren.
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