Im Superwahljahr 2024 drohen die US-Präsidentschaftswahlen rund um die Welt Wellen zu schlagen. Ein Wahlerfolg der Republikanischen Partei würde der global vernetzten Anti-Gender-Bewegung immensen Aufschwung verleihen – mit Auswirkungen für die Selbstbestimmung und Gesundheitsversorgung von Millionen Menschen. Ein aktuelles Diskussionspapier des Berlin-Instituts beleuchtet Fortschritte der letzten 30 Jahre und zeigt auf, wie die Anti-Gender-Bewegung diese gefährdet – aber auch, wie die Bewegung für reproduktive Gerechtigkeit dem entgegenwirken kann.
Seit 1994 wurden weltweit Verbesserungen in der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte erzielt: Beispielsweise sind Geburten bei 15- bis 19-jährigen Mädchen um die Hälfte gesunken und über 60 Länder haben ihre Abtreibungsgesetze gelockert. Selbstbestimmung und Gesundheitsversorgung für alle Menschen zu verbessern, ist vor dem Hintergrund globaler Krisen wichtiger und herausfordernder als je zuvor. Der zunehmende Einfluss rechtspopulistischer Akteur:innen gefährdet jedoch bestehende und zukünftige Fortschritte: Die global vernetzte, gut finanzierte Anti-Gender-Bewegung leistet vielerorts erfolgreiche Lobbyarbeit gegen LSBTIQ*-Rechte, Abtreibung und umfassende Sexualaufklärung.
Reproduktive Gerechtigkeit als Zukunftsperspektive
Um der Anti-Gender-Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen, muss eine Perspektive für eine gerechtere Zukunft geschaffen werden. Der Ansatz der reproduktiven Gerechtigkeit, der 1994 von Schwarzen Feministinnen in den USA entwickelt wurde, gewinnt immer mehr Zulauf und bietet solch eine positive, inklusive Vision: Reproduktive Gerechtigkeit umzusetzen bedeutet, sämtliche Barrieren zu sexuellen und reproduktiven Rechten – soziale, umweltbedingte, wirtschaftliche wie politische – abzubauen. Dies ist nur möglich, wenn Regierungen, internationale Institutionen und Zivilgesellschaft stärker zusammenarbeiten. Der Ansatz der reproduktiven Gerechtigkeit verlangt eine Verzahnung von verschiedensten Politikbereichen – beispielsweise Gesundheits-, Migrations- und Klimapolitik. „Die Ziele der deutschen Bundesregierung für eine feministische Entwicklungspolitik sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, betont Studienautorin Colette Rose. „Sie sollten unbedingt weiterverfolgt werden.“
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