Niemand würde sich vor einen Elektroinstallateur-Meister stellen und die Notwendigkeit seines Handelns in der Art bewerten, wie es in der „Sicherheitsbranche“ für jeden selbstverständlich ist.
Feuerwehr kann jeder. Wie Bundestrainer.
Die meisten kennen das Störgefühl beim Schauen eines drittklassigen Films der eigenen Profession, wenn wenig bis nichts den Tatsachen entspricht. Unangenehmer wird es nur noch, wenn einem das gleiche Gefühl überkommt, während politisch Verantwortliche uns mit ihrer Einschätzung zur Feuerwehr und Rettungsdienst überraschen.
„Die aktuelle Diskussion über innere Sicherheit, Rettungsdienstgesetz, Feuerwehr und die Belastung der Beschäftigten wird von Bedenkenträgern dominiert, die sich darauf konzentrieren, was nicht geht oder warum was nicht benötigt wird. Der Gesetzgeber scheint sich als solcher nicht mehr zu verstehen“, so Lars Wieg, Vorsitzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft Berlin-Brandenburg.
Im Berliner Innenausschuss wird davon gesprochen, dass das jetzt neue Auslastungsstufenkonzept, welches den klassischen AZ-Rettungsdienst ersetzt, die Feuerwehr noch zuverlässiger mache. Und doch genügt ein Blick auf den Jahresbericht der Berliner Feuerwehr, um zu erkennen, dass die Zuverlässigkeit nie schlechter war. Und weil Raider und Twix letztlich doch derselbe Keks ist, haben wir anstatt Ausnahmezustand nun fast täglich (gerne auch mehrfach) diese neuen Auslastungsstufen.
„An dieser Stelle möchte ich klarstellen, dass wir dieses Konzept befürworten. Nicht weil es so besonders schön ist, sondern weil es leider notwendig ist. Notwendig, wie eine Rationierung von Mahlzeiten bei einer Lebensmittelknappheit„, so Manuel Barth, Vizelandesvorsitzender der DFeuG Berlin-Brandenburg.
Gleichzeitig ignoriert man die Nebenwirkungen dieser überhasteten Umsetzung. Die enthaltenen Maßnahmen bedeuten Handarbeit und binden Personal. Jeder aufgenommene Notfall wird erneut gesichtet, bevor es zur Alarmierung kommt. Dabei kommt es ausnahmslos bei jeder Alarmierung zu Verzögerungen.
„Die politische Schönrednerei wirkt mehr und mehr paternalistisch, das Verständnis dafür ist aufgebraucht“, ergänzt Lars Wieg, und weiter „Sicherheit ist ein zu definierender Begriff, und das ist die Aufgabe des Gesetzgebers; sich ehrlich zu machen ist das Mindeste, was man erwarten kann. Wenn es das Ziel ist, den Sicherheitslevel zu erreichen, den man sich selbst einredet, dann braucht es die entsprechenden Mittel dafür.“
„Wenn diese Mittel nicht zur Verfügung stehen, ist es nur fair, dies allen Beteiligten offen mitzuteilen. Offen zu sagen, dass es vielleicht besser ist, sich einen zweiten Feuerlöscher zuzulegen und die Pflasterbox aufzufüllen, um mit der Magnetschwebebahn kostengünstig in einer überfüllten Rettungsstelle das Glück zu suchen. Diese Ignoranz mit gleichzeitiger Schönfärberei ist unehrlich und nur noch mit Zynismus zu ertragen“, so Manuel Barth.
„Wenn was blöd ist, dann nenne ich es blöd. Das schulden wir unseren Mitgliedern und Kollegen. Die Beschäftigten legen keinen Wert auf hübsche Bilder, Alibiveranstaltungen und Alibireden“, schließt Lars Wieg ab.
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