Stürme, Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen treten infolge der Klimakrise häufiger und intensiver auf, mit verheerenden Folgen für das Leben von Millionen von Kindern. Laut einer Analyse von Save the Children war 2024 jedes achte Kind von den zehn schlimmsten Extremwetterereignissen des Jahres betroffen. Vor der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan fordert die Organisation, Kinder in den Mittelpunkt von Klimaverhandlungen und Klimafinanzierung zu stellen.
„Wenn auf der COP29 um ein neues Finanzierungsziel gerungen wird, dürfen Kinder nicht leer ausgehen, denn die Klimakrise trifft sie zuallererst und am härtesten“, sagt Patricia Kramarz, Expertin für globale Gesundheit und Klima bei Save the Children Deutschland. „Deutschland sollte hier in seiner Klimapolitik mit gutem Beispiel vorangehen. Zusagen für die Klimafinanzierung müssen erhöht und wirtschaftlich schwächere Länder unterstützt werden – vor allem bei Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind. Dazu gehören etwa eine ausreichende, klimaresiliente Gesundheitsversorgung und die Fortführung von Schulunterricht trotz Wetterextremen.“
Bisher ist allerdings das Gegenteil der Fall: 2023 rechneten Save the Children und Partner vor, dass nur 2,4 Prozent der Mittel aus den vier wichtigen globalen Klimafonds in Projekte mit Fokus auf Kinder flossen. Ein zentrales Thema bei den Verhandlungen auf der COP29 wird das neue Klimafinanzziel sein (New Collective Quantified Goal on Climate Finance, NCQG).
In ihrer aktuellen Analyse betrachtet die Organisation die Auswirkungen der zehn größten klimabedingten Katastrophen des Jahres 2024 auf Kinder. Demnach waren zwischen dem 1. Januar und 29. Oktober rund 300 Millionen Kinder in Ländern wie Bangladesch, dem Südsudan, Somalia und Brasilien so stark von Wetterextremen betroffen, dass sie ihr Zuhause verlassen mussten, nicht zur Schule gehen konnten oder humanitäre Hilfe benötigten. Das sind 12,5 Prozent aller 2,4 Milliarden Kinder weltweit, also jedes achte Kind.
So fiel etwa nach dem Taifun „Trami“ auf den Philippinen für 19,5 Millionen Kinder der Unterricht aus, ebenso für zehn Millionen Kinder nach den Überschwemmungen in Westafrika und für 256 Millionen Kinder aufgrund der Hitzewelle in Südasien. Wegen der nach UN-Angaben schlimmsten Dürre seit über 100 Jahren im südlichen Afrika wurden 12,2 Millionen Kinder in humanitäre Not getrieben. Und nach Taifun „Yagi“, der im September Südostasien traf, brauchten 1,5 Millionen Kinder humanitäre Hilfe.
Laut einer Schätzung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) stieg die Zahl der extremen Wetterereignisse in den vergangenen 50 Jahren um das Fünffache an. Obwohl sie auch in Europa zunehmen, leben die meisten der betroffenen Kinder in wirtschaftlich schwächeren Regionen, wo ohnehin schon Armut, Ungleichheit oder Diskriminierung vorherrschen.
Auch die elfjährige Habiba* aus Bangladesch konnte wegen extremer Hitze und starken Stürmen wiederholt nicht zur Schule gehen. Zudem verschärft die Klimakrise durch den steigenden Meeresspiegel und immer extremere Überschwemmungen den Gehalt von Salz und giftigem Arsen im Wasser – mit gravierenden Folgen für die Gesundheit der Menschen, auch in Habibas Dorf. Save the Children baute dort eine Anlage zur Wasseraufbereitung. „Uns geht es viel besser, seit das Wassersystem installiert ist“, erzählt das Mädchen. „Und jetzt müssen wir unsere Unterrichtszeit auch nicht mehr damit verschwenden, Wasser vom Brunnen zu holen.“
Save the Children leistet weltweit Nothilfe für von der Klimakrise betroffene Kinder, ebenso wie vorausschauende humanitäre Hilfe, um Gemeinschaften für künftige Extremwetterereignisse besser zu rüsten. Gemeinsam mit Behörden und Regierungen ist die Organisation am Auf- und Ausbau von Frühwarnsystemen und resilienteren Gesundheitssystemen beteiligt. Kinder werden psychosozial betreut und können in Kursen verpassten Schulstoff nachholen. Außerdem unterstützt Save the Children junge Klimaaktivist*innen dabei, ihre Stimmen öffentlich zu erheben – so auch auf der COP29.
* Name zum Schutz geändert
Hinweise für die Redaktion:
Um die weitreichendsten extremen Wetterereignisse des Jahrs 2024 und ihre Auswirkungen auf Kinder zu ermitteln, nutzte Save the Children Daten der International Disaster Database EM-DAT, ergänzt durch UN-Zahlen sowie eigene Analysen.
Material zum Download:
Ein Video-Interview mit Habiba sowie starke sendefähige B-Roll aus ihrem Dorf in Satkhira/Bangladesch finden Sie hier: https://www.contenthubsavethechildren.org/Share/a06pa86r14elq5d74bd8h22sv11uxgbr
Zu sehen sind: Schäden an einem Damm nach Zyklon „Remal“, Aufklärung über Hitzeschutz in der Schule, Wasserverschmutzung und Trinkwassertest mit Guavenblättern, Wasserprojekt von Save the Children, von Frauen geführtes Wasserkomitee, Alltag von Habibas Familie
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Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.
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