Knapp ein Jahr vor der Bundestagswahl hat die Diakonie Deutschland sechs zentrale Forderungen für eine nachhaltige Reform des Pflegesystems vorgestellt. Dazu gehören neben einer Pflegevollversicherung und Präventionsmaßnahmen für ältere Menschen die Verpflichtung der Kommunen zur Altenhilfeplanung, die Absicherung pflegender Angehöriger, die Stärkung des Pflegeberufes sowie der Ausbau und Einsatz von digitalen Technologien. Angesichts eines zunehmenden Handlungsdrucks in der Pflege kritisierte der evangelische Wohlfahrtsverband bei einer Pressekonferenz in Berlin die politische Untätigkeit und forderte durchsetzungsstarke Maßnahmen, um die Pflege langfristig zu sichern. Mit prominenter Unterstützung von Benno Fürmann, Anna Maria Mühe, Eckart von Hirschhausen, Ricardo Lange und weiteren engagierten Gesichtern startete die Diakonie eine bildstarke Kampagne, die mit der klaren Botschaft „Auch Du brauchst Pflege. Irgendwann.“ auf die Dringlichkeit einer Reform hinweist.
Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch sagte, die Diakonie Deutschland rücke das Thema Pflege als eines der drängenden sozialpolitischen Themen in den Mittelpunkt – vor allem auch mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst 2025. Die Pflege stehe an einem politischen Scheideweg. „Die Bundestagswahl ist eine entscheidende Chance, um die Pflege im Interesse von Millionen Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen zukunftsfähig zu gestalten. Mit deutschlandweit über 3.000 stationären Pflegeeinrichtungen und 1.500 ambulanten Diensten sowie über 800 Tagespflegen und 400 Begegnungsstätten zählt die Diakonie zu den größten Pflegeanbietern und sieht sich in der Verantwortung, für bessere Rahmenbedingungen einzutreten. Es braucht politische Entscheidungen, die eine gute Pflege für alle möglich machen und auf breite öffentliche Unterstützung treffen.“
Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide betonte bei der Vorstellung der Kampagne, dass eine umfassende Pflegereform längst überfällig sei: „Durch die Kampagne wollen wir – mit prominenter Unterstützung – die Öffentlichkeit für die Probleme in der Pflege sensibilisieren und den Druck auf die Politik erhöhen.
Die rasant steigenden Eigenanteile sind für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen unzumutbar und lassen sich mit durchschnittlichen Renten kaum mehr bewältigen. Nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen kann dem Mangel an Arbeitskräften in der Pflege begegnet werden. Das bedeutet eine bessere Personalausstattung, mehr Verantwortung und gezielte Entwicklung- und Karrieremöglichkeiten. Zudem sind in einer zunehmend älteren Gesellschaft bessere kommunale Angebote für Seniorinnen und Senioren notwendig.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat noch für diese Legislaturperiode eine Pflegereform angekündigt, die die drohende Zahlungsunfähigkeit der Pflegeversicherung für das kommende Jahr abwenden und Pflegebedürftige entlasten soll. „Das ist eine Notlösung für heute, aber kein tragfähiges Konzept für die Zukunft“, so Loheide. „Wir erwarten vom Bund, die Pflegeversicherung zur Vollversicherung auszubauen, in der Pflegebedürftige lediglich einen kalkulierbaren Eigenanteil leisten. Auch die Kommunen müssen stärker in die Verantwortung genommen werden.“ Gerade Präventionsmaßnahmen können Menschen dabei unterstützen, möglichst lange eigenständig zuhause zu leben. Die Diakonie schlägt daher Hausbesuche für ältere Menschen vor. „Ab dem 75. Lebensjahr sollen Bürgerinnen und Bürger einmal jährlich im Auftrag ihrer Kommune von einem Fachdienst besucht und über Präventions- und Unterstützungsangebote informiert werden“, erläuterte Loheide einen Vorschlag der Diakonie.
Ein Gesicht der Kampagne ist der Krankenpfleger und Pflegeaktivist Ricardo Lange, der eindringlich auf den vom Statistischen Bundesamt prognostizierten Personalmangel in der Pflege hinwies: „Bis zum Jahr 2049 werden voraussichtlich bis zu 690.000 Pflegekräfte fehlen. Schon jetzt gibt es in allen Bereichen zu wenig Personal. Ich frage mich ernsthaft: Wo bleibt der Aufschrei? Wer heute die Augen vor dieser Problematik verschließt, wird früher oder später sein blaues Wunder erleben. Pflege geht uns alle an – und die Zeit läuft uns davon!“
Zusätzlich hat die Diakonie, gemeinsam mit weiteren Verbänden und Gewerkschaften, die Petition „Mach Dich #StarkFuerPflege!“ ins Leben gerufen, die die Bundestagsparteien auffordert, die Pflegereform als zentrales Vorhaben in ihren Wahlprogrammen zu verankern und in Regierungsverantwortung umzusetzen. Die Petition fordert unter anderem eine bessere Absicherung pflegender Angehöriger, die Entlastung Pflegebedürftiger durch transparente und zugängliche Pflegeleistungen sowie die Einführung einer Vollversicherung.
Mit der Kampagne „Auch Du brauchst Pflege. Irgendwann.“ möchte die Diakonie ein breites Bewusstsein für die Dringlichkeit einer Pflegereform schaffen und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger zum Handeln aufrufen.
Weitere Informationen und ausführliche Forderungen der Diakonie auf der Kampagnenseite
Campact-Petition
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Pflegekräftevorausberechnung Statistisches Bundesamt:
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