- Neue Recherche zeigt: Fleischproduzenten nutzen möglicherweise Soja des Agrar-Riesen Bunge, dessen Lieferketten hohes Risiko für Waldzerstörung und Menschenrechtsverstöße aufweisen
- Verstöße gegen das Lieferkettengesetz: Deutsche Umwelthilfe, ClientEarth und Mighty Earth reichen sogenanntes Hinweisschreiben gegen Tönnies, Westfleisch und Rothkötter ein
- Bündnis fordert von der Fleischindustrie Transparenz und Rückverfolgbarkeit in sämtlichen Lieferketten
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), ClientEarth und Mighty Earth fordern rechtliche Schritte gegen die Fleischkonzerne Tönnies, Westfleisch und Rothkötter wegen möglicher Verstöße gegen das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und legen dazugehörige Unterlagen vor. Neue Untersuchungen der DUH und Mighty Earth deuten darauf hin, dass die Fleischverarbeiter Soja als Futtermittel nutzen, das möglicherweise mit Menschenrechtsverstößen und Landrechtskonflikten im brasilianischen Cerrado in Verbindung steht. Schweinefleischproduzenten in den Regionen Oldenburger Münsterland und Weser-Ems werden demnach möglicherweise von dem Agrarhändler Bunge beliefert, dessen Lieferketten nachweislich ein erhöhtes Risiko für zerstörerischen und skrupellosen Sojaanbau aufweisen.
DUH, ClientEarth und Mighty Earth haben daher beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein Schreiben eingereicht und fordern eine Überprüfung der Hinweise. Das Bündnis fordert die Unternehmen auf, dringend Transparenz und Rückverfolgbarkeit in ihren Lieferketten zu schaffen. Die Verantwortung für die Einhaltung des Lieferkettengesetzes kann dabei nicht auf zuliefernde Betriebe wie die regionalen Fleischproduzenten abgeschoben werden, die aktuell nicht unter das LkSG fallen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Tönnies, Westfleisch und Rothkötter halten ihre öffentlichen Versprechen, die Menschenrechte entlang ihrer Wertschöpfungskette zu achten, offenbar nicht ein. Schweinen und Geflügel in Deutschland wird Soja zugefüttert, für das in Brasilien möglicherweise Menschen gewaltsam vertrieben und ganze Landstriche niedergebrannt werden. Die deutschen Fleischproduzenten verlassen sich auf Zertifikate, statt der Herkunft der genutzten Produkte wirklich nachzugehen. Gerade diese Großkonzerne sollten Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen. Der Fehler liegt aber auch im System: Sowohl das deutsche Lieferkettengesetz als auch die neue EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR) sehen die eigenständige Erfüllung von Sorgfaltspflichten durch die Unternehmen vor. Diese verlassen sich zur Erfüllung des Gesetzes aber fast ausschließlich auf Zertifizierungen, wie den brancheneigenen QS-Standard. Während unsere neuen Untersuchungen zeigen, dass es Hinweise auf Menschenrechtsverstöße in Lieferketten deutscher Unternehmen gibt, diskutiert die Bundesregierung allen Ernstes über eine Abschwächung der Anforderungen des Lieferkettengesetzes. Diese unsägliche Debatte muss sofort beendet werden!“
Kaja Blumtritt, Law and Policy Advisor bei ClientEarth: „Angesichts der Fülle an Informationen über die Umwelt- und Menschenrechtsrisiken, die mit brasilianischem Soja verbunden sind, sollten Fleischunternehmen dringend Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sie nicht zu Landraub, Vertreibung von Gemeinschaften, Entwaldung und der Zerstörung weiterer Ökosysteme durch ihre Sojalieferketten beitragen. Bei diesen drei Unternehmen sehen wir das jedoch keine hinreichenden Nachweise für die Umsetzung wirksamer Maßnahmen – trotz eindeutiger und zunehmender Hinweise auf Risikofaktoren. Dies käme einem Gesetzesverstoß gleich, weshalb wir die zuständige Vollzugsbehörde auffordern, genauer hinzusehen. Es gibt neue Gesetze zu Lieferketten und gute Gründe für diese Gesetze – Unternehmen müssen ihre rechtliche Verantwortung und Transparenz nun auf einem neuen Niveau denken.“
Alex Wijeratna, Senior Director bei Mighty Earth: „Mighty Earth und viele andere haben vor den verheerenden Auswirkungen der Sojaexpansion auf Indigene Gemeinschaften, Ökosysteme und die Tierwelt in der bedrohten brasilianischen Savannenlandschaft des Cerrado gewarnt. Diese einzigartige Landschaft verschwindet dreimal so schnell wie ihr Nachbar, der Amazonas, da sie von der Landwirtschaft eingenommen wird, wobei der Sojariese Bunge an vorderster Front dieser Zerstörung steht. Die Verbindung der deutschen Fleischkonzerne Rothkötter, Tönnies und Westfleisch zu Bunge-Soja lassen darauf schließen, dass sie wenig Rücksicht auf Menschen und Umwelt nehmen, angesichts Bunges bekannter Verbindungen zu Landraub und Entwaldung in der Cerrado-Lieferkette. Wir hoffen, dass eine Untersuchung des BAFA über mögliche Verstöße gegen deutsches Recht die Aufmerksamkeit dieser Unternehmen schärfen wird.“
Hintergrund:
Brasilien erlebt derzeit eine der größten Zerstörungen von Naturflächen durch Feuer, das überwiegend durch Brandstiftung für die Schaffung von landwirtschaftlichen Flächen ausgelöst wird. Der Agrarhändler Bunge deckt rund ein Viertel aller Importe von brasilianischem Soja aus dem Cerrado nach Deutschland ab. Verschiedene Untersuchungen haben hohe Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung in Bunges Sojalieferketten nachgewiesen. Dazu ist die Wertschöpfungskette für Soja als Futtermittel intransparent. Unternehmen können Soja aus dem brasilianischen Cerrado, dessen Produktion möglicherweise mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Verbindung steht, in ihren Lieferketten häufig nicht ausschließen.
Links:
- Zum Bericht: https://l.duh.de/p241030
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer, DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Ellen Baker, Global Communications Manager, ClientEarth
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Carole Mitchell, Global Director of Communications, Mighty Earth
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