„Digitalisierung in der sozialen Sicherheit: Zukunftsperspektiven für Europa“: Unter diesem Motto findet das 13. Europa-Kolloquium mit rund 135 Vertreterinnen und Vertretern von europäischen Sozialversicherungsträgern, Ministerien, Botschaften und internationalen Institutionen aus 29 Ländern am 15. und 16. Oktober in Berlin statt. Im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresses stehen insbesondere die aktuellen Herausforderungen in Bezug auf die soziale Sicherheit und den digitalen Austausch von Sozialversicherungsdaten sowie die digitale Koordinierung der involvierten Behörden und Institutionen.
Für viele Arbeitnehmer ist es selbstverständlich, in verschiedenen europäischen Staaten zu leben und zu arbeiten. Rentner verbringen ihren Lebensabend zunehmend im europäischen Ausland. Damit Versicherte und Rentner den Überblick über ihre Unterlagen, ihren Status und ihre Ansprüche behalten, aber auch um etwaige Versicherungslücken zu schließen, soll der Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen digitalen und sozialen Systemen der Mitgliedstaaten weiter vorangebracht werden. „Es ist wichtig, dass wir länderübergreifend zusammenkommen – uns austauschen, voneinander profitieren und gemeinsam weiterführende Lösungen entwickeln“, erklärt Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Rentenversicherungssysteme erreichen Meilenstein bei Digitalisierung
Ein wichtiger Meilenstein beim digitalen Austausch von Sozialversicherungsdaten wurde bereits mit der Einführung des europäischen Systems „Elektronischer Austausch von Sozialversicherungsdaten“ (EESSI) erreicht. Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung in den Staaten der Europäischen Union (EU), des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sowie in der Schweiz und Großbritannien arbeiten digital zusammen: Mehr als 2.700 Institutionen sind aktuell über EESSI miteinander verbunden und bisher wurden bereits insgesamt rund 100 Millionen Nachrichten über EESSI ausgetauscht. Durch den digitalen Datentransfer können Renten, die auf Beschäftigungszeiten in verschiedenen Ländern beruhen, schneller berechnet und ausgezahlt werden. Aus der Praxis bei den Trägern der Deutschen Rentenversicherung ist er deshalb nicht mehr wegzudenken. „Das EESSI-System spart Zeit, Kosten und ist eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung weiterer digitaler Prozesse“, erläutert Roßbach. Die Deutsche Rentenversicherung hat zuletzt rund 2,7 Millionen Renten gezahlt, bei denen Zeiten in anderen EU- und EWR-Staaten sowie der Schweiz für die Berechnung der Rente berücksichtigt wurden.
Dr. Andrezej Szykbie, Direktor der Auslandsabteilung der polnischen Sozialversicherungsanstalt (ZUS), wird in einem Beitrag ausführlich auf die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen rund um das EESSI-System eingehen.
EU-Pilotprojekt „Digitale Nachweise für Europa“ (DC4EU)
Zu den weiteren Highlights des diesjährigen Kolloquiums, das von der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin ausgerichtet wird, zählt insbesondere das EU-Pilotprojekt „Digitale Nachweise für Europa“ (DC4EU) – unter Federführung der Deutschen Rentenversicherung Bund.
DC4EU ist eines von vier großen Pilotprojekten, das im Rahmen der Pilotimplementierung der „EU-Brieftasche für digitale Identität“ entwickelt wird. Ziel dieses Pilotprojekts ist es, Bildungs- und Sozialversicherungsnachweise – am Beispiel der Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) und der A1-Bescheinigung (A1) – zu digitalisieren und zu verifizieren. Diese digitalen Nachweise sollen neben einer sicheren elektronischen Identität – PID (Personal Identity Data) – in einer eIDAS-konformen zertifizierten elektronischen Brieftasche (Wallet) aufbewahrt werden.
Christina Janzon, Beraterin des schwedischen Ministeriums für Gesundheit und soziale Angelegenheiten und Mitglied der Verwaltungskommission für die Koordinierung von Sozialversicherungssystemen, wird über die europäische digitale Infrastruktur und den damit verbundenen Entwicklungen, Herausforderungen und Prozessen – aus Sicht der Mitgliedsstaaten – berichten.
Die mobile Anwendung „VIVESS-App“ wird von Nuri Ramos, stellvertretende Direktorin des Nationalen Instituts für Soziale Sicherheit (INSS), präsentiert. „VIVESS“ richtet sich an spanische Rentenempfänger, die im Ausland leben. Die App dient dazu, einen Lebensnachweis des Nutzers zu liefern, damit der Träger diesen überprüfen und die Rentenzahlung fortsetzen kann.
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