Mit X Money wagt Elon Musk den Angriff auf etablierte Finanzinstitute. Der neue Bezahldienst ist der erste Schritt zu einer geplanten „Super-App“ X, die Social Media, Messaging, KI und Finanzdienstleistungen vereint – ähnlich wie WeChat oder Alipay in Asien. Musks Anspruch ist klar: Alle Finanzbedürfnisse in einer App. Er zielt damit gleichermaßen auf das Geschäftsmodell amerikanischer als auch europäischer (Retail-)Banken. Die auf Finanzdienstleister spezialisierte Unternehmensberatung Cofinpro schlägt drei Kernthemen vor, mit denen hiesige Banken auf die Bedrohung reagieren können.
„Banken, die sich hinter schützenden Regulierungen oder vermeintlich stabilen Kundenbeziehungen in Sicherheit wiegen, unterliegen einem gefährlichen Irrtum“, warnt Jan Rudolph-Göttmann, Payment-Experte bei der Cofinpro AG. „Die regulatorischen Hürden für digitale Bezahldienste sind überschaubar. Und PayPal hat gezeigt, wie schnell Kunden neue, innovative Finanzlösungen annehmen – bei X Money könnte sich das wiederholen.“
Musks Ambitionen mit X Money gehen weit über konventionelle Bezahllösungen hinaus: X als Plattform soll zu einer Super-App avancieren, die als zentrales Element eines digitalen Ökosystems alle Bereiche des Finanzlebens abdecken und mit anderen Anwendungen aus der X-Welt kombiniert werden soll. Dabei dürfte auch die Bereitstellung von Konten, eigenen Zahlungslösungen sowie die Nutzung von dezentraler Infrastruktur (DLT) eine zentrale Rolle spielen.
Digitalisierung endlich ernst nehmen
Maren Schwarz, Senior Consultant bei Cofinpro, empfiehlt der Bankenbranche in Deutschland, sich mit drei Kernthemen zu befassen, um auf Angreifer wie X Money vorbereitet zu sein:
- Digitale Wallets: Kunden erwarten heute schnelle, sichere und bequeme Transaktionen – vom Online-Shopping bis hin zu kontaktlosen Zahlungen im Alltag. In einer zunehmend vernetzten Welt erleichtern digitale Wallets den Zugriff auf Finanzdienstleistungen und reduzieren die Abhängigkeit von Bargeld und physischen Karten.
- DLT-basierte Payment-Lösungen: Das heutige Zahlungssystem ist zu langsam, zu teuer, zu fragmentiert. Distributed Ledger Technology (DLT) kann die Effizienz steigern, aber auch Intermediäre überflüssig machen. Banken müssen eigene DLT-Plattformen entwickeln, bevor Big Tech oder X Money die Kontrolle über die Zahlungs-Infrastruktur übernehmen.
- Digitale Währungen: Ob Kryptos, Stablecoins oder Tokenisierung – digitale Währungen ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Banken sollten nicht nur handeln, sondern auch Smart Contracts bzw. programmierbare Transfers anbieten. Wer hier nicht experimentiert, wird langfristig zum Zuschauer.
Musk vs. Europa: Ein ungleicher Wettlauf
Während Musk mit X Money Gas gibt, offenbaren europäische Projekte wie EPI (European Payment Initiative) die Schwerfälligkeit der hiesigen Branche. Rudolph-Göttmann: „Wir brauchen jetzt Tempo und eine mit den Verbänden abgestimmte Strategie – sonst entsteht ein neues Finanzökosystem, in dem (Retail-)Banken überflüssig werden.“ Der Cofinpro-Experte weist auch auf den drohenden Verlust der Datenhoheit hin. Im klassischen Zahlungsverkehr können Banken die Aktivitäten ihrer Kunden noch nachvollziehen. Bei externen Plattformen verlieren sie diesen Einblick – und damit ein entscheidendes Asset in der Kundenbeziehung.
„Musk hat mehrfach bewiesen, dass er in kürzester Zeit ganze Branchen auf den Kopf stellen kann“, betont Maren Schwarz. „Banken müssen die Digitalisierung jetzt leben und nicht nur darüber reden. Wer heute in Wallets, DLT und digitale Währungen investiert, sichert sich seine Zukunft im Finanzsystem.“ Als Worst-Case-Szenario für die klassische Finanzindustrie sieht Schwarz ein dezentrales Ökosystem, das nicht nur den Zahlungsverkehr revolutioniert, sondern auch Kreditvergaben, Brokerage und andere Bankdienstleistungen abdeckt – „dann stellt sich die existenzielle Frage: Wozu noch (Retail-)Banken?“
Über Cofinpro ( www.cofinpro.de)
Cofinpro unterstützt Deutschlands führende Banken und Fondsgesellschaften in der Management-, Fach- und Technologieberatung. Zu den Kunden zählen große Geschäfts-, Landes- und Förderbanken sowie die genossenschaftliche Finanzgruppe. Gegründet 2007 als mitarbeitergetragene Aktiengesellschaft beschäftigt die Unternehmensberatung inzwischen rund 250 Bank- und Technologieexperten. Das Haus hat 2024 zum 14. Mal in Folge vom Great Place to Work® Institut die Auszeichnung als einer der besten Arbeitgeber Deutschlands erhalten.
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