- Deutschland mit den meisten Notständen und dem stärksten Anstieg in Europa
- Notstände erreichen höchsten Stand seit der Pandemie
- A&M Distress Alert (ADA) bewertet finanzielle Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Unternehmen in Europa und dem Nahen Osten
Alvarez & Marsal (A&M), ein weltweit führendes Beratungsunternehmen, veröffentlicht seinen halbjährlichen Report zu Unternehmen in Notlage, den Alvarez & Marsal Distress Alert (ADA). In der aktuellen Ausgabe liegt die Zahl der notleidenden Unternehmen in Europa um 22 % höher als im Vorjahr. Insgesamt 11,2 % der europäischen Unternehmen befinden sich in Notlage. Für die aktuelle Ausgabe des ADA hat A&M 20.000 Unternehmen untersucht sowie die jüngsten Finanzberichte von 3.700 Unternehmen einbezogen.
16,6 % der untersuchten Unternehmen aus Deutschland befindet sich in Notlage – der höchste Wert in ganz Europa und mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (8,1 %). Darüber verschärfen sich die Probleme mit der operativen Leistung. 22,4 % der deutschen Unternehmen zeigen im Finanzjahr 2024 Schwächen bei ihren Erträgen oder ihrer Rentabilität. Weiterhin hat der A&M-Bericht bei fast 37 % eine schwache Kapitalstruktur festgestellt.
Am stärksten betroffen sind dabei die Sektoren Commodities (33,3 %), Energie und Versorgung (26,7 %), spezialisierter Einzelhandel (25 %), die Baubranche (20 %) und die Automobilindustrie (18,2 %). Vor allem in letzterer hat sich der Anstieg stark beschleunigt. Dies spiegelt den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf Europas größte Volkswirtschaft wider, die mit der schwächelnden globalen Nachfrage, hohen Energiekosten, Infrastrukturproblemen und politischer Instabilität im In- und Ausland kämpft.
Christian Ebner, Head of Financial Restructuring in Deutschland, kommentiert: „Der starke Anstieg der Notlagen in Deutschland zeigt die Ernsthaftigkeit des wirtschaftlichen Abschwungs. Nach zwei Jahren Rezession könnte Deutschland auf die längste Stagnationsphase seit dem Zweiten Weltkrieg zusteuern.“
Europa hat höchstes Notstands-Level seit Spitze der Pandemie
Über alle analysierten Länder in Europa hinweg sieht der ADA für 11,5 % aller Unternehmen eine Notlage. Das ist ein Anstieg um 22 % im Jahresvergleich und dasselbe Niveau wie auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie.
Die Analyse zeigt auch, dass die Zahl der Unternehmen, die eine schwächere Leistung aufweisen, im Vergleich zum Vorjahr um 20 % gestiegen ist. Dies entspricht dem zunehmenden Druck auf das Wachstum und die Rentabilität der Unternehmen. Gründe dafür sind das langsamere Wirtschaftswachstum, die gedämpften Verbraucherausgaben und die anhaltenden geopolitischen Spannungen, die die Unternehmensplanung immer komplexer machen.
Einen weiteren Rekordwert hat mit 35, 4 % die Zahl der Unternehmen mit schwachen Bilanzen erreicht. Hierin spiegeln sich die Auswirkungen steigender Schuldenkosten und des Drucks auf den Cashflow in einem Umfeld erhöhter Zinssätze wider. Beide haben erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Schulden zu bedienen.
Chris Johnston, European Co-Head Bereichs Financial and Operational Restructuring bei Alvarez & Marsal, sagt: „Europäische Unternehmen sind weiter mit erheblichem Gegenwind konfrontiert. Die schwächelnde Verbrauchernachfrage, höhere Kosten und geopolitische Instabilität beeinträchtigen die operative Leistung und den Schuldendienst. Die Schwäche der Unternehmensbilanzen ist besonders besorgniserregend, und die Unternehmen müssen schnell Maßnahmen ergreifen, um die Robustheit ihrer Positionen zu prüfen. Ansonsten müssen sie damit rechnen, im Falle eines unerwarteten Schocks gefährdet zu sein.“
Deutscher Energiesektor mit gegenläufigem Trend
In 12 von 16 Sektoren hat sich die finanzielle Lage der Unternehmen verschlechtert, wobei besonders Mode (19,8 %), Chemie (18,2 %) und spezialisierter Einzelhandel (14,9 %) herausstechen.
Bemerkenswert ist, dass Energie & Versorgung in Europa zu den wenigen Sektoren gehört, die sich verbessern (nur 6,6 % Notlagen), während in Deutschland der Trend stark gegenläufig ist (26,7 % Notlagen). Auch in der Automobilindustrie ist Deutschland deutlich tiefer in der Krise (9,2 % vs. 18,2 %). Ein weiteres Sorgenkind in Europa ist das Vereinigte Königreich, wo die Notlagen ebenfalls das dritte Jahr in Folge wachsen.
Methode
Das A&M-Team für finanzielle und betriebliche Restrukturierung hat eine Methodik entwickelt, die Leistungsfähigkeit und Bilanzstabilität europäischer Unternehmen bewertet. Ziel ist, diejenigen zu identifizieren, die sich bereits in einer finanziellen Notlage befinden oder sich bald in diese Richtung bewegen könnten.
Die Studie umfasst mehr als 20.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 20 Millionen Euro in 33 Ländern in Europa und dem Nahen Osten. Diese Unternehmen haben durchgängig Daten für alle Jahre von 2019 bis 2023 zur Verfügung gestellt. Weiterhin bezieht die Studie Daten von rund 3.700 Unternehmen mit ein, die bis November 2024 neue Finanzergebnisse gemeldet haben.
Der ADA-Index analysiert 18 KPIs, um zwei Sub-Scores zu erstellen: Der Performance-Score basiert auf der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens sowie den damit verbundenen KPIs im Vergleich zu seinen Branchenkollegen. Der Robustheits-Score beruht auf detaillierten Bilanzdaten.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.
Über Alvarez & Marsal
Alvarez & Marsal wurde 1983 gegründet und ist ein weltweit führendes Unternehmen für professionelle Dienstleistungen. Das Unternehmen ist bekannt für seine Führungsqualität, sein engagiertes, ergebnisorientiertes Handeln – Leadership, Action, Results und bietet Beratungs-, Leistungsverbesserungs- und Turnaround-Management-Services an. Alvarez & Marsal liefert praktische Lösungen für die individuellen Herausforderungen seiner Kunden. Mit seinem weltweiten Netzwerk von erfahrenen Mitarbeitern, erstklassigen Beratern sowie Experten mit langjähriger Erfahrung in Aufsichtsbehörden und Industrieunternehmen unterstützt Alvarez & Marsal Unternehmen, Vorstände, Private-Equity-Unternehmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden dabei, ihre Transformation voranzutreiben, Risiken zu minimieren und in jeder Wachstumsphase Mehrwert zu schaffen.
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