Die weit verbreitete Annahme, dass Bitcoin auf genau 21 Millionen Einheiten begrenzt ist, ist ein zentraler Aspekt der Kryptowährung. Diese Grenze, die in den ursprünglichen Code von Satoshi Nakamoto eingebaut wurde, sorgt dafür, dass Bitcoin deflationär ist – ein entscheidender Unterschied zu traditionellen Fiat-Währungen, die von Zentralbanken beliebig vermehrt werden können. Doch es gibt eine interessante Perspektive, die oft übersehen wird: Die 21-Millionen-Grenze könnte theoretisch aufgehoben werden, wenn eine Mehrheit der Bitcoin-Nodes einer solchen Änderung zustimmt.
Wie funktionieren Änderungen im Bitcoin-Netzwerk?
Bitcoin basiert auf einem dezentralen Konsensmechanismus. Das bedeutet, dass jede Änderung an den Regeln des Netzwerks von den Teilnehmern – den sogenannten Nodes – akzeptiert werden muss. Nodes sind Computer, die eine vollständige Kopie der Bitcoin-Blockchain speichern und Transaktionen sowie neue Blöcke validieren. Eine Regeländerung, die die maximale Anzahl von Bitcoins anheben würde, erfordert eine Änderung des Protokolls, die durch ein sogenanntes „Hard Fork“-Verfahren umgesetzt werden müsste.
Ein Hard Fork tritt auf, wenn eine Gruppe von Teilnehmern beschließt, neue Regeln einzuführen, die nicht mit der bisherigen Blockchain kompatibel sind. Wenn alle Nodes der Änderung zustimmen, würde sich das Bitcoin-Netzwerk komplett anpassen, und es könnten mehr als 21 Millionen Bitcoins erzeugt werden.
Warum ist eine solche Änderung unwahrscheinlich?
Obwohl die Möglichkeit einer Erhöhung der Bitcoin-Obergrenze technisch besteht, ist es höchst unwahrscheinlich, dass dies jemals umgesetzt wird. Der Hauptgrund dafür liegt im wirtschaftlichen Anreizsystem, das Bitcoin einzigartig macht. Die Begrenzung auf 21 Millionen Einheiten ist ein zentraler Aspekt des Bitcoin-Wertes.
Eine Erhöhung dieser Grenze würde den bestehenden Bitcoins schaden, da sie durch eine erhöhte Gesamtmenge an Wert verlieren könnten – ähnlich wie eine Inflation bei Fiat-Währungen. Bitcoin-Investoren, Miner und Entwickler haben daher ein starkes Interesse daran, die bestehende Begrenzung zu bewahren.
Darüber hinaus ist der Konsens im Bitcoin-Netzwerk historisch schwer zu erreichen. Selbst kleinere Änderungen am Protokoll, wie die Einführung von SegWit (Segregated Witness), haben jahrelange Diskussionen und teils heftige Auseinandersetzungen verursacht. Die Vorstellung, dass alle Teilnehmer einer so drastischen Änderung wie der Aufhebung der 21-Millionen-Grenze zustimmen würden, erscheint daher äußerst unrealistisch.
Fazit
Theoretisch ist Bitcoin nicht streng auf 21 Millionen Einheiten begrenzt. Technisch wäre es möglich, diese Obergrenze durch einen Konsens im Netzwerk aufzuheben. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, ist verschwindend gering. Der wirtschaftliche Wert von Bitcoin hängt stark mit seiner Knappheit zusammen. Jede Änderung, die diese Knappheit gefährden könnte, würde auf massiven Widerstand stoßen – sowohl von den Entwicklern als auch von den Nutzern und Investoren.
Die 21-Millionen-Grenze ist nicht nur ein technisches Detail, sondern ein fundamentaler Bestandteil der Identität von Bitcoin. Und diese Identität dürfte wohl kaum geopfert werden, nur um eine höhere Gesamtmenge zu ermöglichen. Bitcoin bleibt also, trotz theoretischer Flexibilität, in der Praxis eine deflationäre Währung.