- Buch: „Sanierungsfall Deutschland: Packen wir’s an! – Wie wir der Deindustrialisierung entgegenwirken können“, 240 Seiten, Hardcover, Harald Müller, Astrid Orthmann, Diplomatic Council Publishing, ISBN 978-3-98674-116-7
- Buchvorstellung mit Diskussion am 15. Oktober: www.diplomatic-council.org/de/bwa2024
Seit über 25 Jahren sorgen die beiden führenden Köpfe der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA) dafür, dass die freigestellte Belegschaft bei Unternehmenssanierungen nicht im Regen steht: Harald Müller und Astrid Orthmann. Mehr als 10.000 Beschäftigte haben mit Hilfe der BWA nach einer Insolvenz oder einem Konkurs wieder eine berufliche Zukunft gefunden. Jetzt haben die beiden ein Buch geschrieben: „Sanierungsfall Deutschland: Packen wir’s an! – Wie wir der Deindustrialisierung entgegenwirken können“ (ISBN 978-3-98674-116-7). Auf 240 Seiten bringen sie ihre jahrzehntelangen Erfahrungen mit strauchelnden Unternehmen mit aktuellen wirtschaftspolitischen Entwicklungen zusammen.
Ihr Fazit liest sich dramatisch: Der Wirtschaftsstandort Deutschland brennt lichterloh. Die Industrie verlässt das Land in Scharen. Die einstige Nation der Innovationen, vom Buchdruck über die Chemie und den Maschinenbau bis zum Automobil, ist bei wichtigen Zukunftstechnologien wie Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz längst ins Hintertreffen geraten.
Mit aufrüttelnder Klarheit benennen die Autoren die Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang. Eine ideologisch geprägte Wirtschaftspolitik, die an der Realität vorbeigeht; eine falsche Energiewende mit fatalen Folgen, eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik angesichts des demographischen Wandels und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel. Hinzu kommt eine ausufernde Bürokratie, die sich wie Mehltau über alle wirtschaftlichen Aktivitäten ausbreitet. Längst hat Deutschland einen wesentlichen Teil seiner wirtschaftspolitischen Gestaltungsfreiheit an die EU abgegeben – und die verfolgt eine toxische Agenda, heißt es in dem Buch.
Doch Harald Müller und Astrid Orthmann belassen es nicht bei der Kritik. Vielmehr zeigen sie Wege auf, wie sich Deutschland dem Niedergang entgegenstemmen und neue Kraft schöpfen kann. Hierzu legen sie in ihrem Werk einen wirtschaftspolitischen Plan für den dringend notwendigen Strukturwandel vor. Dabei spielt nicht nur die Politik eine maßgebliche Rolle, sondern es wird auch Punkt für Punkt aufgezeigt, welche Maßnahmen aufseiten der Unternehmen geboten sind, um eine Trendwende einzuleiten. Die beiden Autoren behandeln Deutschland wie einen Sanierungsfall. „Mit den richtigen Maßnahmen kann der Turnaround gelingen“, gibt sich Harald Müller optimistisch. „Viel Zeit besteht allerdings nicht mehr, um den wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands zu verhindern“, mahnt Astrid Orthmann.
Auszüge aus dem Buch „Sanierungsfall Deutschland: Packen wir’s an“:
In allen Rankings abgerutscht
Das Wachstum der Weltwirtschaft 2023: plus drei Prozent, und Deutschland: minus 0,3 Prozent – so der Internationale Währungsfonds (IWF). Manch einer mag sich an den European Song Contest im gleichen Jahr erinnert fühlen – „Germany: zero Points“, Deutschland erhält den letzten Platz unter 26 Nationen. Deutschland steckt auf absehbare Zukunft in einer Rezession. Im Frühjahr 2024 korrigierten die führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland ihre Prognosen drastisch nach unten. Hatten sie im Herbst des Vorjahres noch ein Wachstum von immerhin 1,3 Prozent für 2024 angenommen, so gingen sie ein halbes Jahr später nur noch von 0,1 Prozent aus.
Tatsächlich hat sich die Stagnation schon lange abgezeichnet. Der Standort Deutschland leidet seit Jahren unter ökonomischer Auszehrung. In allen Rankings ist Deutschland abgerutscht. Im Vergleich zu vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften hat Deutschlands Kapitalstock in den vergangenen 20 Jahren erheblich an Qualität eingebüßt. Zum Kapitalstock eines Landes gehören Fabrikgebäude, Maschinen, Straßen und Schulen sowie alles, was man als geistiges Eigentum bezeichnet, also Forschung und Entwicklung, Software, Datenbanken und so weiter. Je moderner der Kapitalstock, desto höher ist die Wertschöpfung. In Deutschland wird der Kapitalstock allerdings seit vielen Jahren immer älter.
Negatives Netto bei Direktinvestitionen
Eine Verjüngungskur ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. 2022 flossen aus Deutschland 121 Milliarden Euro mehr Direktinvestitionen ab als investiert wurden. Unter 46 Staaten rund um den Globus war das der stärkste Abfluss. Das fiel zunächst nicht weiter auf, weil im Folgejahr, 2023, die größte Investition anstand, die je ein ausländisches Unternehmen in Deutschland getätigt hat: die Errichtung einer Halbleiterfabrik durch den US-Chipkonzern Intel in Magdeburg – die nunmehr auf absehbare Zeit ausfällt.
Größere Neuansiedlungen wie Tesla oder TSMC gelingen nur noch, wenn der Staat mit Milliardensubventionen ködert, während umgekehrt so viele deutsche Firmen den Heimatmarkt wie seit 15 Jahren nicht mehr verlassen. Der Fachkräftemangel, eine überbordende Bürokratie und trübe Aussichten gesellen sich zu den ausufernden Energiekosten, so dass am Ende ein „Quartett der Negativfaktoren“ für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands sorgen könnte – wenn wir nicht gegensteuern. Tatsächlich belegt die deutsche Industrie unter 36 OECD-Ländern nur Rang 20 bei der Produktivitätsentwicklung der vergangenen 15 Jahre.
Auf dem Weg zu einer staatlich regulierten Wirtschaft
Im Herbst 2023 stellte die Bundesregierung die langerwartete Wirtschaftsstrategie für die Zukunft vor, also für 2024 und die Folgejahre. Tenor des rund 60-seitigen Strategiepapiers: „Wir wollen Deutschland als starken Industriestandort in seiner ganzen Vielfalt erhalten.“ Die Liste der dazu vorgesehenen Maßnahmen war lang: Schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien, Bürokratieabbau, Abhilfe beim Fachkräftemangel durch leichtere Zuwanderung und längere Lebensarbeitszeit, Brückenstrompreis für energieintensive Branchen und die dauerhafte Etablierung von Förderprogrammen für die Industrie. Ebenso umfassend las sich die Liste, was alles in Deutschland erhalten bleiben soll. Kurz gesagt: nahezu alles – vom Weltkonzern über die mittelständischen Hidden Champions bis zum Kleinbetrieb, von der energieintensiven Grundstoffindustrie über den Maschinen- und Fahrzeugbau bis zur Raumfahrt.
Das klang auf den ersten Blick gut, doch tatsächlich war es das Fundament einer staatlich regulierten Wirtschaft mit immer mehr Steuermitteln. Das erneute Wohlstandsprogramm soll mit einer weiteren Staatsverschuldung erkauft werden. Um das in Zahlen zu fassen: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen Ende 2022 mit rund 2.368 Milliarden Euro verschuldet – über 47 Milliarden Euro mehr als noch im Vorjahr. 20 Jahre zuvor, 2002, lag die Staatsverschuldung „nur“ bei 1.277 Milliarden Euro, also fast halb so wenig wie 2022. Dennoch stiegen die deutschen Staatschulden 2023 nochmals weiter an auf knapp 2.500 Milliarden Euro.
Zur Veranschaulichung dieser Zahl dient folgendes Gedankenspiel: Ab sofort werden keine Schulden mehr aufgenommen und die öffentliche Hand gesetzlich verpflichtet, neben allen anderen Ausgaben jeden Monat eine Milliarde Euro an Schulden zu tilgen. Mit dieser Verpflichtung würde es bis ins Jahr 2232 dauern, um den Schuldenberg der Bundesrepublik Deutschland vollständig abzutragen.
So anschaulich dieses Szenario, das mehr als 200 Jahre in die Zukunft reicht, sein mag, so wenig realistisch ist es. Wer kann sich schon ernsthaft vorstellen, dass Deutschland keine neuen Schulden mehr aufnimmt und jeden Monat auch noch eine Milliarde Euro an Schulden tilgt?
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