Berlins Eltern und Schüler sind mal wieder unter Druck. Diesmal nicht wegen Streiks oder Lehrermangels. Sondern weil es in dieser Stadt nicht gelungen ist, überall sicherzustellen, dass die im Ganztags-Schulbetrieb dringend benötigten Mittagessen geliefert werden. Wieder müssen Eltern ihre Grundschulkinder früher abholen, weil Schulen ohne Essen den Nachmittag ausfallen lassen. Manche kümmern sich selbst um die Verpflegung. Viele Schulleitungen rotieren, um die Catering-Krise zu lösen und so den Schulbetrieb sicherzustellen.
Dabei sind Bezirke und Senat in ein Problem gestolpert, das schon wochenlang absehbar war. Die Bezirke haben den schönen Worten des Caterers 40Seconds geglaubt und ihm sehr oft den Zuschlag erteilt. Sie wussten nicht, dass der Menüplan auch viele Kollegen überzeugt hatte. Aber es gibt eine übergeordnete Koordination des Vergabeverfahrens bei der Senatsverwaltung für Bildung. Spätestens dort hätte Anfang Juli auffallen müssen, dass der Anbieter seine bisherige Essensproduktion verzehnfachen muss, um alle Verträge zu erfüllen.
Dass das nicht klappt, war absehbar, Warnungen hat es schließlich genug gegeben. Im Hause der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat man leeren Versprechen und vagen Ankündigungen des Caterers vertraut, anstatt kritisch die Leistungsfähigkeit des Vertragspartners zu hinterfragen und dafür zu sorgen, dass es Kooperationen mit anderen Caterern gibt. Dass nun viele Eltern, Schüler und Lehrkräfte dieses Versäumnis ausbaden müssen, ist der erste tiefe Kratzer im strahlenden Image der Senatorin Günther-Wünsch.
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