Ungeziefer in der Küche oder Zusatzstoffe verschwiegen: Die Lebensmittelkontrolleure in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr deutlich mehr gravierende Verstöße festgestellt. Das teilte das Landesverwaltungsamt (LVWA) auf Anfrage der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe) mit. In 38 Fällen waren die Mängel so groß, dass Betriebe kurzzeitig oder dauerhaft schließen mussten, im Jahr davor waren es nur 15. Verhängt wurden auch 286 Bußgelder (2022: 262).
Die Ursachen für den Anstieg seien vielschichtig, sagt Jens Pröhl, leitender Tierarzt im Referat Veterinär und Verbraucherschutz. Es habe neben den planmäßigen Kontrollen viele anlassbezogene Besuche gegeben. Inspiziert wurden vor allem Gaststätten, Filialen im Einzelhandel, Mastbetriebe und Schlachtereien. „Überwiegend wird aufgrund von unhygienischen Zuständen geschlossen. Von außen sieht es gut aus, hinten ist es nicht mehr so appetitlich.“ Kontrolliert wurden rund 12.000 Betriebe, 994 Mängel (2022: 907) wurden festgestellt – das sind acht Prozent.
In vielen Fällen geht es um irreführende Angaben oder Verstöße gegen Kennzeichnungspflichten. Gründe für Schließungen waren unter anderem „gravierende Mängel bei der Schädlingsbekämpfung oder im Umgang mit Lebensmitteln“, so Pröhl. So seien Kakerlaken, Schimmel und Listerien-Keime nachgewiesen worden. Zuletzt hatte ein Fleischdirektvermarkter in Wolferode (Mansfeld-Südharz) seine Zulassung verloren, nachdem verweste Schweinekadaver gefunden worden waren. Er war Behörden bereits durch andere Vorfälle bekannt. Im Juli schloss das LVWA den Betrieb.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Noch 2019 gab es in Sachsen-Anhalt rund 30.000 Kontrollen, 2020 rund 22.000 – das Niveau hat sich danach kaum verändert. „Das hat auch mit geänderten Vorschriften zu tun. Die Kontrollfrequenzen sind in einigen Bereichen nicht mehr so eng“, erklärt Pröhl. Allerdings vollziehe sich derzeit ebenso „ein Generationswechsel“ bei den Lebensmittelkontrolleuren. Stellen sollen zwar überwiegend wieder besetzt werden. „Leider gibt es jedoch auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine fertig ausgebildeten Lebensmittelkontrolleure.“
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