Mit einem Präventivschlag ist Israel der radikalislamischen Hisbollah-Miliz zuvorgekommen und hat wohl das Schlimmste verhindert – fürs Erste zumindest. Zehntausende Menschen im Norden Israels können dennoch nicht zurück in ihre Häuser, sie sind Flüchtlinge im eigenen Land. Denn die Angriffe werden so schnell nicht aufhören. Israel erwägt zudem, mit Bodentruppen in den Libanon einzumarschieren. In der Logik des Konflikts wäre dies der passende Zeitpunkt dafür. Gleichzeitig wäre es eine fatale Entwicklung. Erinnern wir uns: Israels Ziel Nummer eins ist es, die Geiseln im Gazastreifen frei zu bekommen. Ziel Nummer zwei müsste es sein, den Krieg und damit auch das Leid in Gaza zu beenden.
Rund 40.000 Menschen sollen seit Beginn des Konflikts im vergangenen Oktober getötet worden sein. Um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas zu erreichen, verhandeln die USA, Katar und Ägypten derzeit in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mit Israel – die Hamas ist indirekt an den Gesprächen beteiligt.
Doch schon vor den jüngsten Attacken hat es dabei kaum Fortschritte gegeben. Die gezielten Tötungen von Hamas- und Hisbollah-Anführern durch Israels Militär führen derzeit zu einer immer rasanter laufenden Spirale der Eskalation. Indes: Eine echte Strategie fehlt.
Der Hamas und der Hisbollah sind Menschenleben offenbar egal. Israel sollte einsehen: Es hat mit der Tötung von Hisbollah-Mann Fuad Schukr und Hamas-Auslandschef Ismail Hanija seinen Punkt gemacht. Nun sollte Schluss sein. Ein politischer Plan muss her – der allerdings Israels Sicherheit berücksichtigt. Der Hamas darf kein Raum gegeben werden, um sich militärisch zu konsolidieren.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de