Bei dem Versuch, eine Trinkwasserstelle in der ostukrainischen Stadt Cherson mit frischem Trinkwasser für die Zivilbevölkerung zu befüllen, ist gestern Nachmittag ein ukrainisches Team von humanitären Helfern unter Beschuss geraten. Zwei Menschen starben bei dem Angriff auf die Trinkwasserstelle, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen action medeor und der Partnerorganisation IBC (International Blue Crescent) betrieben wird.
„Der Angriff ereignete sich, als das Team gerade dabei war, einen Wassertank in der Stadt mit frischem Trinkwasser für die Bevölkerung aufzufüllen“, berichtet Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor. Mehrere Drohnen attackierten den Trinkwasser-Tankwagen, der LKW-Fahrer und ein weiterer Helfer erlitten schwere Verletzungen. Zeugen des Angriffs verständigten sofort einen Rettungswagen, doch der LKW-Fahrer starb noch auf dem Weg zum Krankenhaus. „Ein Mitarbeiter unserer Partnerorganisation IBC wurde noch in der Nacht operiert, erlag aber heute Morgen seinen Verletzungen“, berichtet Peruvemba.
„Wir trauern mit den Familien der Verstorbenen und stehen jetzt an der Seite der Angehörigen. Gleichzeitig sind wir erneut erschüttert darüber, dass humanitäre Helfer zum Ziel militärischer Angriffe werden, während sie versuchen, der notleidenden Bevölkerung zu helfen“, sagt Peruvemba. „Die menschenverachtenden Angriffe auf zivile Ziele und die permanente Missachtung des humanitären Völkerrechts müssen aufhören. Wer anderen in größter Not hilft, darf nicht zur Zielscheibe werden!“
Gemeinsam kümmern sich action medeor und IBC nun darum, dass die Familien der Opfer betreut werden, so wird unter anderem psychologische Unterstützung organisiert, auch für das ukrainische Team von IBC. „Familien, Freunde und Kollegen können jetzt auf unsere Solidarität zählen. Wir lassen niemanden allein“, betont Peruvemba.
action medeor und IBC betreiben in Cherson mehrere Trinkwasser-Ausgabestellen, die regelmäßig von Tankwagen mit Trinkwasser befüllt werden. Mehr als 3.000 Tonnen Trinkwasser wurden inzwischen allein in der Innenstadt von Cherson an die notleidende Bevölkerung verteilt. Zusätzlich werden die notleidenden Menschen in der Stadt mit Brot und Gas versorgt. Die Trinkwasserausgabe am Ort des Angriffs in Cherson ist nun bis auf weiteres geschlossen, ebenso die Ausgabe von Brot und Gas. Etwa 1.000 Menschen haben diese Hilfen in der Vergangenheit täglich in Anspruch genommen. Sie sind nun vorerst auf sich allein gestellt.
In Cherson lebten vor dem Krieg rund 324.000 Menschen. Etwa 100.000 Menschen, darunter fast 10.000 Kinder, leben aktuell in der Stadt und der Region – oft unter schwersten Bedingungen. Viele Haushalte haben keinen Strom, kein Gas, kein fließendes Wasser. Die Menschen sind daher auf humanitäre Hilfe angewiesen.
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