Nach 15 Monaten Krieg im Sudan wird die humanitäre Lage für Kinder immer auswegloser. Täglich sterben Kinder an Unterernährung, in der Region Nord-Darfur wurde bereits die Hungersnot ausgerufen – weltweit zum ersten Mal seit sieben Jahren. Kinder leiden unter Vertreibung, Gewalt und dem Verlust ihrer Familien. Angesicht der Friedensverhandlungen für den Sudan, die heute in Genf beginnen, appellieren die SOS-Kinderdörfer deshalb an die führenden Politiker und entwicklungspolitischen Akteure weltweit, mehr diplomatischen und politischen Druck auszuüben, um den Konflikt zu beenden.
Sexuelle Gewalt gegen Mädchen hat zugenommen
„Viele Kinder mussten miterleben, wie ihre Eltern durch Angriffe oder Seuchenausbrüche gestorben sind, oder sie sind im Krieg von ihnen getrennt worden. Sie leben alleine und ohne Schutz unter den harten Bedingungen in Flüchtlingscamps. Sie sind hochgefährdet. Es gibt Berichte darüber, dass die sexuelle Gewalt gegen Kinder, insbesondere gegen Mädchen, zugenommen hat“, sagt Limia Ahmed, stellvertretende Leiterin der Hilfsorganisation im Sudan. Auch die Gefahr der Ausbeutung und Rekrutierung steige.
Hunger, Flucht und traumatische Kriegserlebnisse haben massive Auswirkungen auf die Psyche der Kinder. „Viele leiden unter Albträumen, schweren Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Nichts von ihrem Alltag ist übriggeblieben“, sagt Ahmed. Im Krieg gebe es so gut wie keine sicheren Rückzugsorte.
Es fehlt an Ressourcen und internationaler Aufmerksamkeit
Die SOS-Kinderdörfer unterstützen die Menschen im Sudan bereits seit über 40 Jahren und leisten seit Beginn des Krieges Nothilfe. Mit finanzieller Hilfe der „Dutch Relief Alliance“ unterstützt die Hilfsorganisation 32.500 notleidende Kinder und Erwachsene im Zeitraum bis 2026. Ahmed sagt: „Die Herausforderung ist immens: Viele Gebiete sind aufgrund von Straßensperrung oder aktiver Kämpfe nicht zugänglich. Im Schatten anderer großer Konflikte fehlt es an Ressourcen und internationaler Aufmerksamkeit und auch der psychische Druck auf unsere Mitarbeiter ist extrem hoch. Sie sind täglich mit unvorstellbarem Leid konfrontiert und selbst immer wieder der Gewalt ausgesetzt.“
Bereits vor über einem Jahr musste das SOS-Kinderdorf Khartum aufgrund akuter Gefahr evakuiert werden. Ahmed sagt: „An dem neuen Standort geht es den Kindern einigermaßen gut, aber sie sind weiter mit Sicherheitsrisiken konfrontiert. Das verursacht Stress und Ängste.“
Limia Ahmeds fordert die Weltgemeinschaft auf, auf das Leid im Sudan mit der gleichen Dringlichkeit und dem gleichen Mitgefühl zu reagieren, wie in anderen Konfliktregionen. Sie sagt: „Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Kinder den Schutz, die Fürsorge und die Chancen erhalten, die sie verdienen.“
Boris Breyer
Pressesprecher SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 0160 – 984 723 45
E-Mail: boris.breyer@sos-kd.org