Die Boomjahre der Immobilienbranche, in denen scheinbar alles und zu jedem Preis zu veräußern war, sind seit Anfang 2023 vorbei. Das ist zwischenzeitlich allen bewusst. Die Zahlen sind unstrittig und belegen einen Rückgang der Neubaufertigstellungen von rund 30 % im Vergleich zum Jahr 2021. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) geht sogar im nächsten Jahr von 40 % aus. Dies ist wenig verwunderlich, sind seit 2021 die Baugenehmigungen um fast 50 % zurückgegangen und es ist Gewissheit, dass das, was heute nicht genehmigt ist, morgen nicht gebaut werden kann. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland bei den Fertigstellungen einen der hinteren Plätze ein (siehe Grafik).
Zur gleichen Zeit wird ein Bevölkerungswachstum von ca. 2 Mio. Menschen bis ins Jahr 2030 prognostiziert, wobei dabei ein Rückgang der Zuwanderung bereits berücksichtigt ist. Es wird also dringend neuer Wohnraum benötigt, damit sich die Situation nicht weiter zuspitzt. „Zu einer längeren Talfahrt wird es aber eher nicht kommen. Es gibt gute Gründe dafür, dass sich die Nachfrage weiter belebt und diese einem geringen Wohnungsangebot gegenübersteht“, so Peter Becker, Immobilienexperte und Vertriebsdirektor der LBS Immobilien GmbH Saarbrücken.
Wie wirkt sich dieser Umstand auf die Preise aus?
Nachdem in den vergangenen eineinhalb Jahren die Preise rückläufig waren, vor allem für unsanierte Wohnimmobilien, zeichnet sich seit dem 1. Quartal 2024 ein Wendepunkt ab. Die Preise machen eine Seitwärtsbewegung und die Verkäufer von Bestandsimmobilien dürfen durchaus positiver in die Zukunft blicken. Diese Wende wird begleitet von der Stabilisierung der Zinsen und den Kosten für den Umbau sowie der Klarheit zum Heizungsgesetz und der „Sanierungspflicht“ der EU, die vom Tisch ist. Auf der anderen Seite hat sich der Gesetzgeber für eine befristete degressive AfA (Abschreibung von Vermögensgegenständen) entschieden, die den Wohnungsneubau beflügeln soll. 6 Jahre lang können jeweils 5 % vom Restbuchwert abgeschrieben werden. Ein attraktiver Anreiz für den eigenen Vermögensaufbau, einhergehend mit einem durchaus lohnenden Steuerspareffekt. Wenn diese Immobilie dann noch gleichzeitig die Kriterien einer Sonderabschreibung für klimafreundliches Bauen erfüllt, können weitere 5 % auf 4 Jahre genutzt werden.
„In eine Immobilie zu investieren, lohnt sich also durchaus. Weiter sinkende Preise sind aufgrund der beschriebenen Lage eher nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Der Druck, gerade auch auf den Mietmarkt, ist enorm“, fasst Sascha Matheis, Sprecher der Geschäftsleitung der LBS Landesbausparkasse Saar, zusammen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat in seinem 1. Quartalsbericht 2024 festgestellt, dass sich die Neuvertragsmieten um 5,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal verteuert haben. Tendenz: weiter steigend, auch in Kleinstädten und ländlichen Regionen. Damit steigen bei stabilen Preisen die Renditen und private und institutionelle Investoren kehren zurück zur Kapitalanlage in eine Immobilie. Eine Tendenz, die die LBS Immobilien GmbH bereits seit Anfang des Jahres feststellt. Sicherlich nicht immer zur Freude der Mieter, aber für die Bau- und Immobilienbranche sind dies wichtige Signale für die Zukunft.
Preisentwicklungen im Saarland
Die Preise im Saarland haben sich seit etwas mehr als einem Jahr regional unterschiedlich entwickelt. Baugrundstücke sind weiterhin sehr begehrt und sind preislich in allen Landkreisen weitestgehend stabil geblieben. Ganz anders sieht es bei den Preisen für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen aus. In beiden Sparten haben die Preise nach Recherchen der LBS Immobilien GmbH je nach Lage zwischen 4 und 8 % nachgegeben. „Der Neubau hingegen ist aufgrund hoher Bau- und Energiekosten um etwa 5 % teurer geworden. Diese Teuerung stellt sich jedoch langsam ein, da Handwerker wieder freie Ressourcen haben und einige Baustoffe preislich günstiger sind als noch vor einem Jahr“, so Peter Becker abschießend.
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