Essen. Die umstrittene Reform der Bundesjugendspiele soll nach dem Willen der NRW-CDU rückgängig gemacht werden. Seit diesem Schuljahr treten Grundschulkinder bei dem seit 1979 verpflichtenden Sportfest nicht mehr zum klassischen Dreikampf im Laufen, Springen und Werfen an, sondern messen sich in einem kindgerechten Wettbewerb ohne exakten Zeiten- und Weitenvergleich. Die Punktetabelle wurde abgeschafft. „Die Kultusministerkonferenz hat sich mit der Reform der Bundesjugendspiele verrannt. Die Streichung des Wettkampf-Gedankens war das völlig falsche Signal“, sagte der Landesvorsitzende der Jungen Union (JU), Kevin Gniosdorz, der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Online und Montagsausgabe).
Auch der Vorsitzende des Sportausschusses im Landtag, Bernhard Hoppe-Biermeyer (CDU), sprach sich für eine Reform der Reform aus: „Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern und Freude an der Bewegung zu vermitteln. Aber einfach die Stoppuhr zu verbannen, ist ein Irrweg.“ Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU) hatte zuletzt eine Rückkehr zum Leistungsgedanken auch bei Grundschulkindern gefordert und die neuen Bundesjugendspiele gegenüber der „Bild“-Zeitung deutlich kritisiert: „Das Rad muss jetzt ganz schnell wieder zurückgedreht werden. Es geht in die völlig falsche Richtung, wenn wir unseren Kindern vermitteln, dass Leistung nichts mit dem Leben zu tun hat“, wurde Schwarz dort zitiert.
Die Unterstützung aus NRW kommt überraschend. Im Einklang mit der Bundesregierung und dem Deutschen Olympischen-Sportbund (DOSB) hatte die Sportkommission der Kultusministerkonferenz (KMK) erst 2021 entschieden, zum Schuljahr 2023/24 die Bundesjugendspiele an Grundschulen nur noch als „bewegungsorientierten Wettbewerb“ auszutragen. Die CDU-geführte Landesregierung hatte den Abschied vom Wettkampfgedanken bei jüngeren Kindern mitgetragen.Noch im vergangenen Jahr verwies NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf eine „zeitgemäße Weiterentwicklung der Bundesjugendspiele“ in der Primarstufe, die jüngeren Mädchen und Jungen die Chance biete, „sich motiviert und kindgemäß mit anderen Kindern messen zu können“. Feller verwies auf „entwicklungsphysiologische und sportpädagogische Gründe“.
Der Sportausschuss-Vorsitzende Hoppe-Biermeyer setzt nun einen anderen Akzent: „Gerade im Wettstreit lernen wir Werte wie Respekt, Fairness und dass im Verlieren immer auch die Chance liegt, besser zu werden. Genauso ist es auch im echten Leben, wo nicht jeder der Allerbeste sein kann, sondern ständig dazulernen darf.“ JU-Landeschef Gniosdorz sieht sogar Akzeptanzprobleme der entschärften Wettkampfform bei den Kindern selbst: „Die Änderung wird ohnehin kaum von den Schülerinnen und Schülern angenommen, da der natürliche kindliche Impuls, sich miteinander zu messen, nicht durch Beschlüsse wohlmeinender Politiker aufgehoben wird.“
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