Tim Fischer, Deutschlands bekanntester Chanson-Sänger, sollte bereits mit 16 Jahren die Rolle des Conferenciers im Musical „Cabaret“ übernehmen. Im Laufe seiner Karriere wurde ihm der Part dann immer wieder angeboten, doch er habe stets abgelehnt. „Ich fühlte mich lange einfach zu jung für die Rolle“, sagte der 51-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstagausgabe). Und dies, obwohl er als Teenager auf der Bühne Zarah Leander und andere alternde Diven verkörpert hatte. „Alte Menschen haben mich schon immer fasziniert“, so der „Babylon Berlin“-Star.
Derzeit tritt Fischer als Conferencier in der „Cabaret“-Inszenierung des Hamburger St. Pauli-Theaters auf und ist froh, dass er 35 Jahre später schließlich doch noch zugesagt hat. Es sei eine Traumrolle für ihn, auch wenn er nicht glaube, dass die Figur völlig zu enträtseln ist: „Man weiß nie, ist er nun für die Nazis oder ist er dagegen? Er lässt sich politisch nicht vereinnahmen, er windet sich wie eine Schlange.“ Gleichzeitig verkörpere er die Sünde und das Exzentrische, also „alles, was den Nazis überhaupt nicht gefallen hat“.
Das Stück, bekannt aus der Verfilmung mit Liza Minelli, erzählt vom verrufenen Berliner Kit-Kat-Club in den letzten Tagen der Weimarer Republik. „Wenn man es heute aufführt“, so Fischer, „spielt sicher auch das Vorausschauende eine Rolle: Lasst uns aufpassen, dass uns die politische Situation nicht wieder so entgleitet. Wie kann es sein, dass nach allem, was wir über die Vergangenheit wissen, das Land wieder in so eine Richtung tendiert?“
„Cabaret“ mit Tim Fischer gastiert vom 30. Juli bis zum 4. August in der Kölner Philharmonie.
Link zum Interview: www.ksta.de/819598
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080