Vor 80 Jahren wurde der Hamburger Arzt und Samariter Dr. Hugo Natannsen im Vernichtungslager Kulmhof von den Nationalsozialisten ermordet. Anlässlich des 80. Todestages dieses besonderen Menschen erinnert der ASB Hamburg an sein Leben und Wirken.
Dr. Hugo Natannsen wurde am 2. November 1897 im pommerschen Köslin als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Nach dem Abitur wurde er zum Wehrdienst einberufen und kämpfte als Gefreiter im Ersten Weltkrieg. Nach dem Studium der Medizin und anschließender Promotion an der Universität Kiel, ließ sich Natannsen als Arzt nieder und wurde beim ASB Hamburg Kolonnenarzt der Abteilung St. Georg.
Als Jude und Sozialdemokrat geriet Natannsen bereits 1933 ins Visier der Nationalsozialisten. Im selben Jahr wurde der ASB in Deutschland verboten und sein Vermögen beschlagnahmt. Natannsen wurde im September 1933 wegen regimekritischer Äußerungen angeklagt und im März 1934 verlor er seine Kassenzulassung als niedergelassener Arzt. Mit seiner Frau Harrieta und der Stieftochter Juta floh er über die Schweiz nach Paris, später nach Odessa und Prag. Im Juni 1938 wurde Dr. Hugo Natannsen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, drei Monate später entzog ihm die Universität Kiel den Doktortitel.
Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei im März 1939 war die Familie erneut der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt. Im November 1941 wurde sie in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo Dr. Hugo Natannsen unter schwierigsten Bedingungen als Arzt und Samariter arbeitete. Im Sommer 1944 wurde das Ghetto aufgelöst und die Bewohner in Vernichtungslager deportiert. Am 7. Juli 1944 wurden Dr. Hugo Natannsen, seine Frau Harrieta und seine Stieftochter Juta im Vernichtungslager Kulmhof ermordet.
„Die Lebensgeschichte des ASB-Samariters Dr. Hugo Natannsen ist für uns Mahnung und Ansporn zugleich. Er war nicht nur ein anerkannter und geschätzter Fachmann auf seinem medizinischen Gebiet, er war auch ein engagierter Samariter, der sich aktiv für seine Mitmenschen einsetzte“, sagt Marcus Weinberg, Landesvorsitzender des ASB Landesverband Hamburg e.V. „Wir fühlen uns den Werten der Solidarität, Toleranz und Menschlichkeit verpflichtet und positionieren uns als Verband klar gegen den wachsenden Antisemitismus und den zunehmenden Rechtsruck“, ergänzt Michael Sander, Landesgeschäftsführer des ASB Hamburg. „Sein Leben und Wirken mahnen uns, aktiv gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Entmenschlichung einzutreten und solidarische Werte zu verteidigen.“
Von den rund 1.200 approbierten Ärztinnen und Ärzten des ASB waren viele jüdischer Herkunft. Das Schicksal der Familie Natannsen – Vertreibung, Entrechtung, Verfolgung und Ermordung – teilten viele Jüdinnen und Juden im ASB. Die Werte des ASB wie Solidarität, Gleichheit und Menschlichkeit standen in direktem Gegensatz zur nationalsozialistischen Barbarei und Entmenschlichung.
Es ist dem ASB Hamburg ein wichtiges Anliegen, den Verfolgten und Opfern des Nationalsozialismus ein würdiges Andenken zu bewahren. Der ASB Hamburg wird Dr. Hugo Natannsen und seine Familie in würdiger Erinnerung behalten und sein Engagement und seine Menschlichkeit als Ansporn verstehen. Dieses Gedenken soll nicht nur an seine Leistungen erinnern, sondern auch als Mahnung dienen, dass sich eine solche Barbarei niemals wiederholen darf. Der ASB wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Werte der Menschlichkeit, Solidarität und Toleranz in unserer Gesellschaft bewahrt und gefördert werden und positioniert sich klar gegen den zunehmenden Rechtsruck.
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