Wenn wir Mitmenschen helfen, schüttet unser Körper Botenstoffe aus, und das Belohnungssystem wird aktiviert. Das zeigen Studien zum Altruismus, also dem selbstlosen Einsatz für andere. „Wir fühlen uns dadurch anderen Menschen verbunden und nah. Und wir erfahren, dass wir etwas bewirken und die Welt nach unseren Vorstellungen verändern können“, sagt Prof. Dr. Anne Böckler-Raettig im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“. Zudem bringt Helfen neue Einsichten, Erkenntnisse, Kontakte und Routinen, die Sinn stiften und das Leben verändern, so die Psychologin, die an der Universität Würzburg zu Hilfsbereitschaft forscht.
Durch Helfen entsteht eine positive Dynamik
Die gute Nachricht: An Engagement mangelt es den Deutschen nicht. 29 Millionen Menschen engagieren sich hierzulande in Hilfsorganisationen wie Bürgervereinen oder Technischem Hilfswerk für das Gemeinwohl, so das Bundesinnenministerium. Rund 100.000 Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland – zu fast jedem gesundheitlichen oder sozialen Thema. Etwa 3,5 Millionen Deutsche engagieren sich in der Selbsthilfe. Auch unter jungen Menschen wird Engagement großgeschrieben. Laut Deutschem Freiwilligensurvey sind 42 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland ehrenamtlich aktiv.
Dabei wirkt Helfen auch ansteckend, wie Anne Böckler-Raettig betont: „Es wirkt auf unser Menschenbild und nährt die Hoffnung, dass auch uns geholfen wird. Es entsteht eine positive Dynamik: Wenn uns geholfen wurde, helfen wir anderen auch eher.“ Dass wir heute weniger hilfsbereit sind als früher, ist übrigens ein Mythos: „Wir Menschen handeln im Alltag viel häufiger prosozial – also unterstützend, ohne den eigenen Nutzen im Auge zu haben -, als uns bewusst wird“, so Böckler-Raettig. Zum Beispiel halten wir Fremden die Tür auf oder tragen ihnen den vergessenen Schirm nach. Viele spenden Geld besonders bei unerwarteten Ereignissen wie Naturkatastrophen. Auch die Zahl derer, die ein Ehrenamt ausüben, ist stetig hoch.
Bewusst freundlich in die Welt schauen
Dennoch sind, das hat eine Studie gezeigt, rund drei Viertel der Deutschen der Meinung, dass sich jeder nur um sich selbst kümmert. „Wir fokussieren uns mehr auf normverletzendes, egoistisches Verhalten, merken es uns besser und reden auch mehr darüber“, erklärt Psychologin Böckler-Raettig. Das könne zum Selbstläufer werden: Wenn man den Eindruck hat, dass alle anderen um einem herum nur an sich denken, dann drängelt man sich eben auch mal nach vorne. „Hier hilft es, ab und zu bewusst freundlich in die Welt zu schauen, andere an der Bushaltestelle anzulächeln oder jemanden an der Kasse vorzulassen. So kann jeder die eigene Wahrnehmung und die Welt ein bisschen besser machen.“
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