Es ist wieder diese Zeit im Jahr, in der die Arbeit der Bahnhofsmission plötzlich von Fernsehkameras begleitet wird, der Begriff Nächstenliebe in aller Munde ist und wir uns beseelt fragen … Wer zur Hölle kann sich die Butter noch leisten?
Die Antwort: Immer weniger Menschen. Wie der Paritätische Wohlfahrtsverband Ende der Woche vermeldete, macht schon Wohnen inzwischen arm. Zieht man Warmmieten von den Einkommen ab, bleibt vielen nur noch wenig zum Leben. Tatsächlich sind wohl 21,2 Prozent der Bevölkerung von Wohnarmut betroffen. Das sind 5,4 Millionen Menschen mehr als ursprünglich angenommen. Sparen wollen Betroffene meist zuerst im Supermarkt. Doch die Lebensmittel wurden erst im November wieder teurer, weil große Supermarktketten mit Marktmonopol ihre Preise gerne über die Inflation hinaus anheben und dabei unzureichend reguliert werden.
Was das für Auswirkungen auf Lebensrealitäten hat, merkt man an den Tafeln, die Menschen mit geringen Einkommen mit Lebensmitteln versorgen. 60 Prozent der Zweigstellen müssen, Stand Freitag, inzwischen ihr Angebot rationieren. Bei einem Drittel stehen Armutsbetroffene auf Wartelisten.
Die Wohlfahrt soll auffangen, wo der Staat versagt. Derzeit kommt sie nicht hinterher. Die Reste der Ampel-Regierung stehen indes da, winken mit einer geschwächten Mietpreisbremse und diskutieren Mehrwertsteuersenkungen für Lebensmittel, die schon nach den letzten Wahlversprechen nicht umgesetzt wurden. Die Realitätsferne hat fast schon etwas Marie-Antoinette-Haftes.
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