Einfach, weil sie eine Frau ist: Fast täglich wird in Deutschland ein Femizid begangen, Täter sind großenteils Partner oder Ex-Partner. Alle drei Minuten erlebt ein Mädchen oder eine Frau häusliche Gewalt. Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts sprechen eine klare Sprache: Gewalt und Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen nehmen zu, die Fälle werden heftiger.
Wie kann das sein, trotz aller Fortschritte bei der Gleichberechtigung? Tatsächlich beruht die Gesellschaft nach wie vor auf einem tief verankerten Sexismus – und der verleiht Männern Privilegien, die Frauenhass begünstigen. Das größte Privileg ist sicherlich, sich nicht erklären zu müssen. Ob sie Kinder bekommen neben ihrer Karriere oder nicht, ob sie die Care-Arbeit anderen überlassen: Ihr Lebensmodell wird nicht hinterfragt. Frauen aber sind einem permanenten Rechtfertigungsdruck ausgesetzt.
Annalena Baerbock ist das beste Beispiel. Der grünen Außenministerin wird seit Jahren unterstellt, sich nicht genug um die Familie zu kümmern. Seit Bekanntwerden der Trennung von ihrem Mann hat sie ein sexistischer Mob im Internet zum Feindbild Nummer 1 erklärt. Gescheiterte Ehen von männlichen Politikern sind dem Netz hingegen egal. Immerhin bekommt Baerbock inzwischen breite Unterstützung, auch von Männern. Das ist ein Lichtblick. Tatsächlich müssen sie ihre Gleichgültigkeit gegenüber Frauenhass und Sexismus aufgeben. Es reicht nicht zu sagen: „Ich bin selbst nicht gewalttätig“. Sie müssen handeln, andere Männer abhalten, frauenverachtende Strukturen thematisieren. Und natürlich bedeutet das auch, dass sie ihre auf Sexismus beruhenden Privilegien abgeben.
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